Birma:Mönche gegen Militär

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Die friedlichen Proteste gegen die Militärjunta in Birma weiten sich zu einer Massenbewegung aus. Mehr als Hunderttausend Menschen ziehen durch die Straßen von Rangun und anderen Städten. Regierungen Deutschlands und der USA signalisierten Sympathie mit den Demonstranten.

Die Proteste gegen die Militärregierung in Birma werden zur Machtprobe mit den seit 45 Jahren herrschenden Generalen. Den demonstrierenden buddhistischen Mönchen schlossen sich am Montag Zehntausende andere Menschen an, die in Rangun und weiteren Städten des verarmten südostasiatischen Landes Demokratie, nationale Aussöhnung und die Freilassung politischer Häftlinge forderten.

"Wir marschieren für das Volk": Ein buddhistischer Mönch protestiert in Rangun. (Foto: Foto: dpa)

Erstmals zog es auch Politiker der Nationalen Liga für Demokratie der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf die Straße.

"Die Straßen sind voll", berichtete ein Beobachter über die seit fast 20 Jahren größten Proteste in dem Land. Die Bürger hätten sich mit den Mönchen solidarisiert, deren anfänglicher Protest gegen drastische Benzin- und Gaspreiserhöhungen um politische Forderungen bis hin zum Sturz der Militärregierung erweitert wurde.

Den Massenprotesten schlossen sich prominente birmanische Schauspieler und Musiker an. Ein Unterstützungskomitee, dem unter anderem der mit Angelina Jolie verglichene Filmstar Tun Eindra Bo angehört, sagte den Mönchen Hilfe zu.

"Nichts deutet darauf hin, dass die Mönche aufgeben", sagte ein in Rangun stationierter Diplomat. Sie würden mit jedem Tag mutiger und ihre Forderungen immer offener politisch.

"Jetzt geht es um Aung San Suu Kyi und um Reformen." Der Diplomat ergänzte, die Mönche genössen zwar keine Immunität. Dennoch dürften sich die herrschenden Militärs schwer damit tun, mit Gewalt gegen sie vorzugehen.

Allerdings machten in Rangun Gerüchte über einen bevorstehenden Militäreinsatz die Runde.

Die Nachbarn Birmas beobachteten die Entwicklung mit Sorge. "Wir hoffen, dass die anhaltenden Proteste friedlich beigelegt werden können", erklärte das Außenministerium in Singapur.

Ähnlich äußerte sich die Bundesregierung in Berlin und forderte Reformen sowie Dialog. Aung San Suu Kyi müsse dringend freigelassen werden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Die Proteste in Birma riefen auch die USA auf den Plan. "Das birmanische Volk verdient Besseres. Es verdient das Recht, in Freiheit leben zu können, so wie jeder das tut", sagte Außenministerin Condoleezza Rice in New York. Das Regime von Birma sei für seine Brutalität bekannt. Auch Präsident George W. Bush werde sich mit dem Thema befassen.

Die seit Tagen andauernden Proteste von Zehntausenden Mönchen in der größten Stadt Rangun gehen auch heute weiter: Nachgeben, das wollen die protestierenden Mönche nicht: Einen Rückzugsappell der staatlichen Religionsführer haben sie ignoriert.

Mönche marschieren für das Volk

Unter dem Jubel der Menge zogen die Mönche zu einem Gebet an die Shwedagon-Pagode in Rangun, eine der heiligsten Stätten des Landes. Sie trugen Plakate, auf denen sie bessere Lebensbedingungen forderten. "Wir marschieren für das Volk", rief ein Mönch über ein Megaphon.

Im August waren die Gas- und Benzinpreise drastisch erhöht worden, was das Leben für viele in dem armen Land unerschwinglich gemacht hat.

Die Militärregierung toleriert nach Einschätzung eines südostasiatischen Diplomaten aus Rücksicht auf China bisher die Proteste. China übe als wichtigster Wirtschaftspartner Birmas starken Druck aus, vor den Olympischen Spielen im kommenden Jahr Konfrontationen zu vermeiden. "Jeder weiß, dass China der größte Unterstützer der Junta ist", sagte der Diplomat. "Wenn die Militärregierung nun irgendwas unternimmt, wird das auch das Image von China beschädigen."

Doch die Sorge der Menschen vor einem massiven Einsatz von Gewalt steigt. 1988 wurde die Oppositionsbewegung brutal niedergeschlagen.

Berichte von ersten Zusammenstößen

Inzwischen berichten Augenzeugen von ersten kleineren Zusammenstößen. Polizisten rissen den Demonstranten die Plakate weg.

Anders als am Wochenende kamen die Demonstranten auch nicht zum Haus der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi durch, die seit Jahren unter Hausarrest steht. Die Zugangsstraße war verbarrikadiert. Am Samstag waren die Mönche einfach an der Straßensperre vorbeigezogen.

Die birmanische Menschenrechtsbewegung "Hilfsverein für politische Gefangene" teilte mit, dass seit Mitte August mehr als 200 Menschen von den Militärs inhaftiert worden seien. Oppositionelle würden "geschlagen und extremer körperlicher und seelischer Folter ausgesetzt", sagte der Chef der in Thailand ansässigen Gruppe, Bo Kyi.

Die Militärregierung in Birma benannte 1989 das südostasiatische Land in Myanmar um. Der Regierungssitz wurde 2005 von Rangun nach Naypyidaw verlegt.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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