Bildung:Gewerkschaft fordert Tausende Stellen

Lesezeit: 1 min

Lernen ohne Lehrer: Rund 40000 zusätzliche Pädagogen fehlen laut Gewerkschaft für das kommende Jahr. (Foto: Wolfram Kastl/dpa)

Um Flüchtlingskinder ausreichend unterrichten zu können, müssten etwa drei Milliarden Euro investiert werden, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Für die Integration von Flüchtlingskindern ins deutsche Bildungssystem sind nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 40 000 zusätzliche Pädagogen und Bildungsinvestitionen von drei Milliarden Euro notwendig. Allein an den Schulen werde für die nächsten zwölf Monate mit 300 000 neuen Flüchtlingskindern gerechnet. Um sie zu unterrichten, würden 24 000 neue Lehrer benötigt. In den Kitas würden bis zu 100 000 geflüchtete Kinder erwartet, wodurch sich ein Bedarf von 14 000 zusätzlichen Erziehern ergebe.

Da in fast allen Bundesländern ein Lehrermangel herrsche, müssten vor allem für Deutschkurse mehr Quereinsteiger eingestellt werden, empfiehlt die GEW. Infrage kämen etwa Ethiklehrkräfte, ferner Lehrer, die an deutschen Auslandsschulen unterrichtet haben, sowie andere Akademiker, die sich im Fach "Deutsch als Zweitsprache" weiterqualifiziert haben. Auch der zeitweise Einsatz pensionierter Lehrkräfte sei denkbar. Entsprechende Fortbildungsangebote müssten deutlich ausgebaut werden. Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe kritisierte auch die Unterbezahlung von anerkannten Deutschlehrern. Sie würden meist nur befristet als Honorarkräfte, etwa an Volkshochschulen, eingestellt und einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von unter 20 Euro erhalten.

Nur in zwei Ländern besteht eine Schulpflicht, die vom ersten Tag an gilt

Auch das Mercator-Institut für Sprachförderung sieht deutsche Schulen nicht gut genug auf Flüchtlings- und Zuwandererkinder vorbereitet. Zu uneinheitlich präsentierten sich die Länder bei der Schulpflicht, das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung hervor. So bestehe nur in Berlin und im Saarland von Beginn an eine gesetzliche Pflicht zum Unterrichtsbesuch auch ohne Aufenthaltsstatus und schon vor Beginn des Asylverfahrens. Die Verfasser warfen den Verantwortlichen vor, die Herausforderungen durch Einwandererkinder vernachlässigt zu haben. "Jetzt fehlen die nötigen Informationen, Konzepte sind in Vergessenheit geraten." Vor allem weiterführende Schulen seien betroffen, da zwei Drittel der zugewanderten Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahre alt seien.

In Berlin beraten derzeit die Kultusminister der Länder über den Umgang mit Flüchtlingen. Man gehe von einem Mehrbedarf von 2,3 Milliarden Euro aus, heißt es aus Kreisen der Konferenz. Damit bliebe man hinter den Forderungen der GEW zurück. Uneins waren sich die Minister zuletzt bei den Rahmenbedingungen für den Schulbesuch von Flüchtlingen. Während die unionsgeführten Länder schon in Vorbereitungsklassen christlich-jüdisch-abendländische Werte in den Mittelpunkt rücken wollen, hält die SPD religiöse Aspekte für zweitrangig. An erster Stelle stehe das Vermitteln einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

© SZ vom 09.10.2015 / uz, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: