Bildung auf einen Blick:Note: befriedigend

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Der jährliche OECD-Bildungsbericht stellt Deutschland ein gutes Zeugnis aus. In kaum einem Land gelingt der Übergang von der Ausbildung in den Beruf reibungsloser. Und in kaum einem Land sind die Lehrer älter und gestresster.

Von Gianna Niewel, Ulrike Nimz, Berlin

Die Bildungschancen in Deutschland sind besser als in den meisten anderen Ländern, das ist die gute Nachricht. Der Übergang von der Ausbildung in den Beruf klappt vergleichsweise reibungslos. So steht es in der am Donnerstag in Berlin von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) präsentierten OECD-Studie "Bildung auf einen Blick". Demnach besucht fast jedes Kind in Deutschland eine Kita oder ein ähnliches Betreuungsangebot. Nur 8,6 Prozent der Menschen zwischen 15 und 29 Jahren haben keinen Ausbildungsplatz, gehen nicht zur Schule oder einem Beruf nach. Zum Vergleich: Der OECD-Durchschnitt liegt bei 14,6 Prozent - nur die Niederlande, die Schweiz und Luxemburg sind hier besser aufgestellt als Deutschland. Zum Teil sei dies der guten wirtschaftlichen Lage geschuldet, aber auch ein Indikator für die Güte des deutschen Bildungssystems, so OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher. Der seit Jahren stagnierende Anteil der Niedrigqualifizierten sei zugleich eines der größten Probleme in Deutschland, so Schleicher. Er liegt bei den heute 25- bis 34-Jährigen bei 13 Prozent, fast genauso hoch wie bei den 55- bis 64-Jährigen.

Die Zahl der Studienanfänger ist massiv gestiegen - die Investitionen hinken hinterher

Eine weitere Baustelle tut sich in den Schulen auf: Deutschlands Lehrer zählen im internationalen Vergleich zu den ältesten. Die Hälfte der Lehrer an Haupt- und Realschulen ist 50 Jahre und älter. Noch älter sind nur die italienischen Kollegen. Das liege unter anderem daran, dass der Lehrerberuf in Deutschland nicht attraktiv genug sei. Denn die Höhe des Gehalts hängt hierzulande stark vom Alter ab - um mehr Geld zu bekommen, genügt es in der Regel, älter zu werden. Leistung und Qualifikation hingegen haben wenig Einfluss auf das Gehalt, das besonders in der Sekundarstufe höher ist als in anderen qualifizierten Berufen mit ähnlichen Bildungsabschlüssen. Die OECD plädiert dafür, Lehrer stattdessen stärker nach ihrer Leistung zu bezahlen. Zudem müsse der Beruf auch in anderer Hinsicht attraktiver für Jüngere werden - noch immer verbinden viele vor allem Stress und fehlende gesellschaftliche Anerkennung mit dem Lehrerdasein. Auch der Bildungsbericht zeigt: Wenn es um Arbeitspensum und Fortbildungen geht, schwächelt Deutschland. An Gymnasien und in Abendschulen unterrichten deutsche Lehrer im Jahr 714 Stunden. Ihre japanischen Kollegen stehen nur 513 Stunden im Jahr vor der Klasse. Ein Lehrer in Singapur investiere um die 100 Stunden im Jahr für die berufliche Weiterbildung. Deutsche Schulen jedoch haben deutlichen Nachholbedarf, was den Austausch von Lehrern mit Experten, Hospitation im Unterricht oder Mentoring für Referendare und junge Lehrkräfte angeht.

Gesunken ist die Zahl der Schüler in Deutschland, zwischen 2008 und 2013 um acht Prozent. Doch statt zu sparen, haben sich die Ausgaben um drei Prozent erhöht. Pro Schüler lagen sie rund 1000 Dollar (890 Euro) höher als im OECD-Durchschnitt. Bei Studenten und Auszubildenden fehlt wiederum das Geld - für sie werden pro Kopf heute rund zehn Prozent weniger ausgegeben als noch im Jahr 2008. Grund hierfür ist die wachsende Zahl der Studienanfänger. Insgesamt investiert Deutschland 4,2 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes in Bildungsinstitutionen - ein Wert, der unter dem OECD-Durchschnitt liegt.

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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