Bei einem Bombenanschlag sind am Montag in der afghanischen Provinz Urusgan eine Frau und vier Kinder getötet worden. Für sie kommt die "Botschaft von Bonn" zu spät.
Das Bekenntnis, dass die Welt Afghanistan nicht im Stich lässt; die Mahnung, die afghanische Führung müsse ihre Hausaufgaben machen. Und das Versprechen, die Welt unterstütze den afghanischen Aussöhnungsprozess. Das ist das alte Problem aller Afghanistan-Konferenzen. Sie beschwören ein lichtes Morgen, an das schwer zu glauben ist angesichts des tristen Heute.
Afghanistan steht vor dem Abzug der ausländischen Kampftruppen. Die Furcht ist groß, dass es Chaos sein wird, das die Lücke füllt. Die Bonner Konferenz sollte zeigen, dass es Afghanistan nach dem Abzug nicht schlechter gehen wird, sondern sogar besser gehen kann. Wenn es endlich Versöhnung gibt in Afghanistan. Wenn die Regierung in Kabul trotzdem Menschenrechte wahrt und die Rechte der Frauen achtet. Wenn die Welt Geld gibt für Sicherheit und wirtschaftlichen Aufbau.
Das sind ziemlich viele "Wenns". In Bonn erklang trotzdem das Versprechen, dass das alles so sein wird. Darin liegt ein Wert an sich, denn ohne den Glauben an eine reelle Chance bliebe Afghanistan nur das Chaos.
Die Welt und die Afghanen schulden einander allerdings auch Realismus und Ehrlichkeit. Dazu gehört: Ohne einen Verhandlungsfrieden in Afghanistan bleiben die Bonner Beschlüsse nur Papier ohne Wert. Und ohne die Bereitschaft des Westens, seine Versprechungen mit sehr viel Geld einzulösen, bleibt von der zweiten Bonner Konferenz nicht mehr als von der ersten vor zehn Jahren: eine Enttäuschung.