Ehre für Weimarer Politiker

Zwei Abgeordnetenhäuser des Bundestages am Boulevard Unter den Linden in Berlin werden nach herausragenden Politikern aus der Zeit vor und während der Weimarer Republik benannt. Mit dem Zentrumspolitiker Matthias Erzberger und dem Sozialdemokraten Otto Wels werde die Lebensleistung zweier Männer gewürdigt, die jeweils fast zwei Jahrzehnte dem Reichstag angehörten und "beispielgebend moralische Größe und demokratische Haltung bewiesen" hätten. Das sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) am Donnerstag zum Auftakt der Plenarsitzung in Berlin. Nach Wels (1873-1939) und Erzberger (1875-1921) benannt werden die Bundestagshäuser Unter den Linden 50 und 71. Erzberger, der 1918 den Waffenstillstand nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichnete und später Finanzminister war, wurde im August 1921 Opfer eines Mordanschlages einer nationalistisch-antisemitischen Terrororganisation. Wels hatte am 23. März 1933, dem Tag des Ermächtigungsgesetzes der Nazis, als einziger seine Stimme gegen die Auslieferung der Demokratie an ihre Feinde erhoben ("Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht") und damit ein Signal gesetzt. Wels starb 1939 im Exil in Paris. Das "Matthias-Erzberger-Haus" wurde 1971 als Sitz des damaligen Ministeriums für Volksbildung der DDR errichtet. Das "Otto-Wels-Haus" wurde 1965 fertiggestellt. Vor der Wiedervereinigung war dort das DDR-Ministerium für Außenhandel untergebracht.