Berlin:Auswärtiges Amt will aus Fehlern lernen

Deutsche Diplomaten versagten während der Militärdiktaturen in Argentinien und Chile. Das soll sich nicht wiederholen.

Von Sebastian Schoepp, München

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier besucht gerade Argentinien, am Freitag besuchte er eine Gedenkstätte für die Opfer der Militärdiktatur - da können Fragen nach der Rolle der deutschen Diplomatie nicht ausbleiben. Auch 74 Deutsche und Deutschstämmige verschwanden von 1976 bis 1982, bekanntestes Opfer war die Studentin Elisabeth Käsemann. Seit Jahrzehnten haben Menschenrechtsgruppen das Versagen der deutschen Diplomatie während der Diktatur kritisiert. Steinmeier äußerte sich am Freitag kritisch über die Rolle des Auswärtigen Amts während der Zeit der argentinischen Militärdiktatur. Auf die Frage nach einer deutschen Mitschuld am Schicksal von Diktatur-Opfern sagte er bei einem Besuch im "Park der Erinnerung" in Buenos Aires: "Es lässt sich aus rückblickender Bewertung immer sagen, dass man noch intensiver diesen Fällen hätte nachgehen müssen." Steinmeier mahnte nach einem Treffen mit Hinterbliebenen, die "Grausamkeiten der Vergangenheit" nicht zu vergessen. Dazu gehöre auch Aufklärung über die Rolle des Auswärtigen Amts und der deutschen Botschaft. Er wies jedoch Vorwürfe zurück, die Akten weiterhin unter Verschluss zu halten. "Die Dokumente sind in den Archiven des Auswärtigen Amts seit vielen Jahren zugänglich. Wir verschließen uns diesen Fragen nicht."

Der Anwalt Wolfgang Kaleck von der Menschenrechtsorganisation ECCHR, der Hinterbliebene vertreten hat, schlug zur Prüfung der Akten eine unabhängige Kommission vor.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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