Berlin:Angst vorm Fliegen

Schade, dass die Debatte über den Abriss von BER gleich wieder enden soll.

Von Nico Fried

Lufthansa-Vorstand und Eurowings-Chef Thorsten Dirks hat eine Prognose für die Zukunft des Berliner Flughafens BER geäußert: Er glaube, so Dirks, "das Ding" werde abgerissen und neu gebaut. Dirks hat damit etwas ausgesprochen, was ein großer Teil der Berliner und Brandenburger, vielleicht sogar deren Mehrheit, sowieso längst erwartet, jedenfalls was den ersten Teil betrifft. Trotzdem ist die Aufregung nun groß, und beflissen versprechen alle, die dafür bezahlt werden, der Flughafen werde selbstverständlich fertiggebaut.

Dirks hat seine Aussage nicht dementiert. Er hat aber über einen Sprecher ausrichten lassen, bei der Prognose habe es sich um "eine zugespitzte Äußerung" gehandelt. Das insinuiert, er habe es nicht ganz so krass gemeint. Die Frage ist: Wie lautet die abgestumpfte Form von abreißen und neu bauen?

Wahrscheinlich verhält es sich so: Der Herr Dirks hat vor Unternehmern am Tegernsee hinter verschlossenen Türen den dicken Max markiert und ein bisschen billigen Applaus kassiert. Jetzt, da es rausgekommen ist, will er davon nichts mehr wissen. Schade eigentlich. Dirks hätte in die Geschichte eingehen können als ein Manager, der mit guten Gründen eine lohnende Debatte in Gang gesetzt hat: Ist es mittlerweile nicht sinnvoller, von vorne zu beginnen, anstatt weiter Geld in ein überholtes Projekt zu pumpen? Jetzt aber wird man sich Dirks merken als denjenigen, der aus Angst vorm Fliegen den Start abgebrochen hat.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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