Bafög:Kein Spielball mehr

Ministerin Wanka steht beim Bafög nun in der Pflicht.

Von Johann Osel

Einige Abgeordnete hatten Tränen in den Augen vor Freude. 1971 war es gelungen, ein verbindliches Instrument zu schaffen, damit Studieren nicht mehr zwingend vom Geldbeutel abhängt - das Bafög. Wie die Politik in den Jahrzehnten danach oft damit umgegangen ist, lässt einem auch die Tränen in die Augen steigen. Etwa die Regierung Kohl setzte beim Bafög zum Kahlschlag an. Und Bund und Länder zögerten fällige Erhöhungen, die gerade mal den Gegenwert von zweimal Mensa hatten, gern ewig hinaus. Das sollte anders werden. Sollte.

Zum Jahresbeginn hat der Bund die alleinige Zuständigkeit für das Bafög übernommen, auch die Kosten der Länder. Ein historischer Schritt, das peinliche Geschacher im Bundesrat entfällt. Bildungsministerin Johanna Wanka muss sich daher auch um "ihr" Bafög kümmern. Jetzt fordern die Studentenwerke, dass es regelmäßig und automatisch steigende Sätze gibt, gekoppelt an Preise und Löhne. Die Ministerin lehnt das ab. Mit einem Bafög-Plus alle heiligen Jahre - quasi nach Gutsherrenart - wird die Förderung aber immer dem realen Bedarf hinterherhinken.

Das Bafög ist wohl das Beste, das dem Bildungssystem passieren konnte. Millionen nicht so hochwohlgeborene Studenten kamen dadurch überhaupt erst an die Uni. Das Bafög zu pflegen, es noch verlässlicher zu machen und nicht zum Spielball der Haushaltspolitiker - in dieser Pflicht steht die Ministerin seit Jahresbeginn.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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