Baden-Württemberg:Jetzt hinten

Auf einmal schneiden die Schüler in dem Land schlecht ab.

Von Josef Kelnberger

Wenn Bayern in irgendeiner Rangliste führt, muss Baden-Württemberg zumindest Platz zwei belegen. Das verlangt das Selbstverständnis des Südwestens. So ist das Entsetzen angesichts der Studie zu verstehen, welche Neuntklässler in Deutsch und Fremdsprachen misst: Bayern vorn, Baden-Württemberg hinten. Nun scheint sich zu bestätigen, was die CDU vor der Wahl behauptet hatte: Grün-Rot ruiniert unsere Schulen. Dabei ist Bildung doch das Kapital Baden-Württembergs schlechthin.

Typisch Grün-Rot also? So einfach ist es nicht. Die Reformen der ersten Regierung Kretschmann - Einführung von Gemeinschaftsschulen und Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung - können nichts zu tun haben mit den Leistungen jetziger Neuntklässler. Die Schüler, die für die Studie getestet wurden, waren von den Reformen noch nicht betroffen. Doch haben die sie begleitenden ideologischen Schlachten Unruhe in den Schulbetrieb getragen, es wurde mehr auf Strukturen statt auf Grammatik geachtet.

Gibt es in Baden-Württemberg zu wenig Lehrer? Oder zu schlechte Lehrer? Oder zu wenig Ganztagsbetreuung? In der zweiten Regierung Kretschmann liegt die Verantwortung für die Bildung in der Hand einer CDU-Ministerin. Eine Rückabwicklung der Gemeinschaftsschule wird es nicht geben, aber zweifellos wird fortan vor allem die Leistung im Mittelpunkt stehen.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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