Im Prozess gegen den ehemaligen SS-Wachmann Reinhold Hanning haben die Verteidiger angekündigt, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt für ihren Mandanten eine Erklärung zur Sache verlesen werden. "Möglicherweise wird sich der Angeklagte auch noch ergänzend dazu äußern", sagte Verteidiger Johannes Salmen. Die Aussage Hannings soll so rechtzeitig angekündigt werden, dass möglichst vielen der 40 Nebenkläger eine persönliche Teilnahme ermöglicht wird.
Prozess in Detmold:Auschwitz-Prozess: Der Greis und die Gaskammern
Wieder steht ein früherer SS-Wachmann vor Gericht. Der Vorwurf: Beihilfe zum Mord in mindestens 170 000 Fällen. Doch Reinhold Hanning, 94 Jahre, schweigt.
Am ersten Prozesstag hatte Hanning, dem Beihilfe zum Mord an mindestens 170 000 Menschen im Konzentrationslager Auschwitz vorgeworfen wird, zu den Vorwürfen geschwiegen. "Es wäre schön, wenn Sie den Mut fänden, hier etwas zu sagen", sagte die Vorsitzende Richterin Anke Grudda, an den Angeklagten gewandt. "Wir möchten hier gerne den Menschen Reinhold Hanning kennenlernen."
Am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Detmold hatten zuvor Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz von ihren Erlebnissen berichtet. Die 92-jährige Erna de Vries sagte, sie sei freiwillig mit nach Auschwitz gegangen, weil sie ihre jüdische Mutter nicht alleine lassen wollte.
Nur wenige Minuten, ehe sie mit anderen Frauen in die Gaskammer gebracht werden sollte, sei sie von einem SS-Mann ausgesondert worden, weil sie nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen nur als Halbjüdin galt. Die Mutter kam in Auschwitz ums Leben.