Aufschub für Griechenland:Was Experten lieber nicht so laut sagen

Griechenland muss erst 2014 seine Sparziele erreichen, zwei Jahre später als geplant. Praktisch für Kanzlerin Merkel: Die Finanzierungslücke muss erst nach der Bundestagswahl gestopft werden. Trotzdem ändert das nichts an einem Schuldenschnitt für Athen - der sehr bald notwendig wird.

Christiane Schlötzer

Griechenland bekommt die nächste Kredittranche und dazu zwei Jahre mehr Zeit, um seine Sparziele zu erreichen. Letzteres ist für fast alle Beteiligten von Vorteil. Für Kanzlerin Angela Merkel, weil die damit entstehende Finanzierungslücke erst 2014 gestopft werden muss - nach der Bundestagswahl.

Für den griechischen Regierungschef Antonis Samaras, weil er so ein Wahlversprechen einlösen kann. Für viele Griechen, weil sie nun hoffen können, dass ihrem Land das Los Argentiniens - der Zahlungsausfall - erspart bleibt.

Die Regierung in Athen hat zudem gezeigt, dass sie entschlossen ist, zur Rettung des Landes tatsächlich durch Reformen beizutragen. Auch das honorieren Berlin und Brüssel.

Was die Experten lieber nicht so laut sagen: Der Aufschub für Athen ändert nichts daran, dass Griechenland demnächst einen weiteren Schuldenschnitt braucht, um die finanziellen Lasten tragbar zu machen. Und diesmal werden die öffentlichen Geldgeber auf einen Teil ihres Kapitals verzichten müssen.

Das wird nicht billig, aber eine Staatspleite käme teurer. Dabei geht es nicht nur um Euro und Cent. Es geht auch um die sozialen Kosten. Griechenland als eine Art verarmter Paria-Staat in Europa, das kann sich die EU nicht leisten. Die Folgen von fünf Jahren Rezession sind jetzt schon unübersehbar: Arbeitslosigkeit, Armut, politischer Extremismus.

© SZ vom 25.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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