Audi:Vorsprung durch Tricks

Warum die Staatsanwälte auf Vorstandsebene zugreifen.

Von Heribert Prantl

Man muss schon ganz schön naiv sein, um zu glauben, dass die Dieselbetrügereien bei VW und Audi von Ingenieuren und Programmierern eingefädelt wurden. Kein Ingenieur entscheidet auf eigene Faust, zu kleine Adblue-Tanks in die Autos einzubauen. Und kein Programmierer entscheidet auf eigene Faust, eine Software mit illegalen Abgas-Abschalteinrichtungen zu installieren. Das sind kriminelle Fundamentalentscheidungen, da geht es um Milliardenrisiken, das wird ganz oben entschieden - im Vorstand, wo sonst. Dass der Vorstand dann, wenn alles auffliegt, nichts davon wissen und nie etwas davon gewusst haben will, ist verständlich, aber wenig glaubhaft. Es widerspricht der allgemeinen und der speziellen Lebenserfahrung. Es hat lange genug gedauert, bis die Staatsanwaltschaft München II auf der Vorstandsebene von Audi durchsucht hat. Bei den ersten drei Razzien wurde nur auf der mittleren Verantwortungsebene gesucht; erst jetzt, bei der vierten Razzia, wurde auf der Vorstandsebene, bei zwei Ex-Vorständen, zugegriffen. Das ist spät, hoffentlich nicht zu spät. Der Fisch, so heißt das Sprichwort, stinkt vom Kopfe her. Das stimmt auch bei großen Unternehmen. Bei Audi und VW ist es aber so, dass es nicht nur oben stinkt; es stinkt auch noch hinten, am Auspuff der Autos, der manipulierten Abgaswerte wegen.

Wenn es vorn und hinten stinkt, wenn also Vorsprung durch Täuschung bewirkt wurde - dann ist es Zeit für ein zupackendes Strafrecht.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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