Asylverfahren:Der Mensch kann's besser

Wie enttarnt man Betrüger unter den Schutzsuchenden?

Von Bernd Kastner

In den letzten Monaten hat das Asylbundesamt technisch enorm aufgerüstet. Inzwischen wertet das Bamf tausendfach die Handys von Asylsuchenden aus, und das in der Erwartung, die Herkunft sicher zu klären und die Lügner unter den Flüchtlingen zu enttarnen. Abgesehen davon, dass die Handyauswertung ein zu Recht kritisierter Eingriff in die Privatsphäre ist, liefert sie nicht die Klarheit, die man sich erwartet. Wohl auch deshalb, weil es gar nicht so viele Trickser gibt, wie es oft befürchtet wird.

Sicher aber ist, dass ein Asylverfahren kein Automat ist, in den man oben Daten einfüllt und unten ein Ergebnis rauskriegt. In einem Asylverfahren treffen Menschen aufeinander. Hier ein Anhörer und Entscheider, dort ein Geflüchteter, dessen altes Leben zerbrochen ist, der womöglich traumatisiert ist. Dass sich beide - im Wortsinne - verstehen, ist zentral für ein rechtmäßiges Asylverfahren.

Dabei können IT-Programme hilfreich sein. Entscheidend aber sind Anhörer und Entscheider, die, um gewissenhaft und korrekt zu urteilen, das nötige Wissen und die nötige Zeit haben. Daran mangelt es noch zu oft, hier muss das Bamf mehr investieren. Gut geschulte Mitarbeiter, die sich gut im Herkunftsland eines Flüchtlings auskennen, sind die beste Garantie, Betrüger unter den Schutzsuchenden zu enttarnen.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: