Apple:Trumps Erfolg

Dank der Steuerpolitik des Präsidenten investiert der Konzern jetzt massiv in den USA. Doch die Milliarden sind teuer erkauft.

Von Marc Beise

In Deutschland feilschen Union und SPD um bestenfalls ein paar Hundert Euro Entlastung im Jahr pro Steuerzahler. Donald Trump hält sich mit solchen Kleckerbeträgen nicht auf. Bei seiner Steuerreform geht es ohne Rücksicht auf die Finanzierbarkeit ums ganz große Geld. So groß, dass die ersten Konzerne tatsächlich umsteuern. So will Apple 38 Milliarden Dollar Steuern nachzahlen, 30 Milliarden Dollar in den USA investieren und 20 000 Jobs schaffen.

Die maue Entlastung der Mittelschicht in Deutschland wird das Finanzverhalten der Begünstigten nicht ändern. Nur mit den ganz großen Paketen lässt sich schnelle Wirkung erzielen, so wie es übrigens der rot-grünen Schröder-Regierung 2002 gelang, als sie die Veräußerungsgewinne von Konzernen steuerfrei stellte und damit den Umbau der deutschen Wirtschaft provozierte. Bei Trump kommt hinzu, dass er einen so brutalen öffentlichen Druck erzeugt, dass auch mächtige Konzernchefs lieber kuschen. Ob es einem passt oder nicht: Apples Kurswechsel ist Trumps Erfolg.

Trotzdem empfiehlt sich die Methode nicht zur Nachahmung. Die US-Steuerreform hat viele Haken, und in jedem Fall geht der gesellschaftliche Friede verloren. Heute machen die Bosse zähneknirschend ihren Kotau, und bei erstbester Gelegenheit werden sie zu Lasten von Staat oder Arbeitnehmern agieren. Eine Verrohung der Sitten gibt es nie gratis, sie rächt sich immer. Die Apple-Milliarden haben sich die USA teuer erkauft.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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