Anschlag in London:Was wir über den Täter von London wissen

  • Khalid Masood, 52 Jahre alt, ist der mutmaßliche Täter von London, der am Mittwoch vier Menschen in den Tod riss und etwa 40 verletzte.
  • Er wurde unter dem Geburtsnamen Adrian Russell Ajao in England geboren, seine kriminelle Biografie ist lang.
  • Wegen terroristischer Aktivitäten war er allerdings nicht verurteilt worden. Der britische Geheimdienst MI5 hatte ihn lediglich vor Jahren im Visier. Damals blieb es aber bei einem Verdacht.

Von Benedikt Peters

Der mutmaßliche Täter von London heißt Khalid Masood. Zunächst hatte die Polizei gezögert, den Namen bekannt zu geben. Dies habe ermittlungstaktische Gründe, sagte Premierministerin May am Morgen im Parlament. Nun aber hat die Polizei eine Erklärung zur Identität des mutmaßlichen Täters auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Masood war demnach 52 Jahre alt, er wurde am 25. Dezember 1964 als Adrian Russell Ajao im britischen Kent geboren. Dem radikalen Islam soll er sich erst spät im Leben zugewandt haben - im Zuge dessen änderte er auch seinen Namen.

Der Mann, der am Mittwoch im Londoner Regierungsviertel vier Menschen in den Tod riss und etwa 40 verletzte, habe zuletzt in den West Midlands gelebt, einer zentralenglischen Region um die Stadt Birmingham. Masood habe mehrere falsche Namen geführt, darunter Adrian Elms und Khalid Choudry.

Masood war polizeibekannt. Er habe Überfälle begangen. Außerdem sei er wegen Körperverletzung, illegalen Waffenbesitzes und Verstößen gegen die öffentliche Ordnung verurteilt worden. Aus der Mitteilung der Polizei lässt sich eine längere kriminelle Biografie herauslesen, zwischen 1983 und 2003 gab es immer wieder Prozesse gegen ihn. "Seine erste Verurteilung war 1983 wegen Sachbeschädigung, die letzte 2003 wegen unerlaubten Besitzes eines Messers", heißt es in der Mitteilung der Polizei. Er habe mindestens zwei Haftstrafen verbüßt.

Der IS bezeichnet Masood als "Soldaten" der Terrormiliz

Im Zusammenhang mit Terrorismus sei er aber nicht verurteilt worden. Der britische Geheimdienst habe keine Erkenntnisse über den bevorstehenden Anschlag gehabt. Premierministerin May sagte im Parlament, der britische Inlandsgeheimdienst MI5 habe Masood allerdings vor Jahren schon einmal auf dem Radar gehabt, wegen des Verdachts auf gewaltbereiten Extremismus.

Nach Angaben von Amaq, einem Sprachrohr der Terrormiliz "Islamischer Staat", hat es eine Verbindung zwischen Masood und dem IS gegeben. Bei Masood handle es sich um einen "Soldaten" der Terrormiliz. Er sei Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der internationalen Koalition, die den IS bekämpft, anzugreifen.

Scotland Yard teilte am Morgen mit, Masood habe allein gehandelt, sei aber offensichtlich vom "internationalen Terrorismus inspiriert gewesen." Innenministerin Amber Rudd äußerte Zweifel, ob Masood wirklich im Auftrag des IS gehandelt habe.

Trotzdem fahnde man nach möglichen Mitwissern. In der Nacht wurden sechs Wohnungen in London und Birmingham durchsucht, acht Personen wurden festgenommen. Sie werden verdächtigt, Terroranschläge vorbereitet zu haben.

Am Mittwoch hatte Masood mit einem Auto auf der Westminster-Brücke mehrere Passanten überfahren. Anschließend krachte er mit seinem grauen Hyundai i40 in den Zaun des Parlamentsgebäudes. Danach sprang er aus dem Wagen und lief auf das Gelände des Parlaments. Dort erstach er einen Polizisten. Daraufhin wurde Masood erschossen - offenbar von Bodyguards des Verteidigungsministers Michael Fallon, die gerade zur Stelle waren. Das berichten britische Medien.

Das Auto, das er bei dem Anschlag genutzt hat, war der BBC zufolge ein Mietwagen. Diesen habe der Masood beim Autoverleiher Enterprise in Birmingham geliehen. Dort habe er als Beruf Lehrer angegeben.

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