Anonyme Geburten:Familienministerin Schröder will Neuregelung für Babyklappen

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Das Bundesfamilienministerium will neue gesetzliche Regelungen für Babyklappen und anonyme Geburten. Ziel ist es, den betroffenen Kindern zehn Jahre nach der Geburt Klarheit zu verschaffen: Sie sollen wissen, wer ihre Mütter sind.

Das Bundesfamilienministerium will Babyklappen und anonyme Geburten neu regeln. Ziel ist es, den betroffenen Kindern zehn Jahre nach der Geburt einen Informationsanspruch über ihre Herkunft zu geben, erläuterte eine Ministeriumssprecherin am Montag in Berlin. Die Anonymität der Mütter soll bis dahin durch das Gesetz garantiert werden.

Eine Hebamme demonstriert mit einer Puppe die anonyme Abgabe eines Babys. (Foto: dapd)

Hintergrund ist eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die am Wochenende Schlagzeilen machte, weil der Verbleib von etwa 200 anonym geborenen oder in einer Babyklappe abgelegten Säuglingen nicht weiterverfolgt werden kann. Laut Studie meldeten zwischen 1999 und 2010 die teilnehmenden Organisationen 652 anonyme Geburten, 278 über eine Babyklappe zu ihnen gekommene Kinder und 43 Kinder, die ihren Mitarbeitern anonym übergeben wurden. Bei etwa 20 Prozent dieser Kinder ist also nicht klar, ob die Kinder wieder bei ihrer leiblichen Mutter sind oder adoptiert wurden: Die Träger der Babyklappen haben schlicht und einfach die Spur der Findelkinder aus den Augen verloren, nachdem sie diese in die Obhut der Jugendämter gegeben haben.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte nach den Worten der Sprecherin bereits vor einigen Wochen ein Gesetz für anonyme Geburten und Babyklappen angekündigt. Damit solle ein Rahmen für eine "vertrauliche Geburt" geschaffen und den Müttern so für eine gewisse Zeit die Anonymität ihrer Daten garantiert werden. Die Ministeriumssprecherin sagte, das Thema sei zu "vielschichtig für Schnellschüsse". Wann eine gesetzliche Regelung für die "vertrauliche Geburt" zu erwarten sei, ließ sie offen.

Vor allem Familienpolitikerinnen der Union hatten sich wegen der ethischen Probleme für ein Ende der Babyklappen ausgesprochen. Angebote wie eine anonyme Geburt oder eine Babyklappe müssen nach der DJI-Studie dringend mit einer besseren Beratung verknüpft werden. Schwangere Frauen müssten zu jeder Zeit und an jedem Ort Hilfe bekommen, etwa per Telefon oder übers Internet. Wichtig sei, dass die werdenden Mütter zumindest teilweise anonym bleiben könnten, etwa gegenüber ihrem Partner, der Krankenkasse oder ihrem Arbeitgeber. Zudem müsse per Gesetz sichergestellt werden, dass die Angebote auch bestimmte Qualitätskriterien erfüllten.

An der Studie in Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium hatten sich von Juli 2009 bis vergangenen Oktober 466 Jugendämter und 272 Träger von Hilfsangeboten beteiligt. Etwa die Hälfte der Kinder aus Babyklappen kamen in Adoptivfamilien, bei anonymen Geburten war es nur ein Drittel. Die Gründe für den Wunsch nach Anonymität sind der Studie zufolge vielfältig. Betroffen seien Frauen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Ursache seien oft Partner- oder Familienkonflikte, Überforderung und Angst.

© Süddeutsche.de/dpa/ros/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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