Alternative für Deutschland:Wortgefechte über Schusswechsel

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EU-Kommissar Günther Oettinger hat die AfD-Chefin Frauke Petry scharf attackiert: "Wenn ich mit der verheiratet wäre, würde ich mich heute Nacht erschießen." Petry reagiert erst amüsiert, danach keilt sie zurück.

Wenn in der Politik richtig derbe Bosheiten fallen, passiert das fast immer en passant. Eigentlich geht es um ein festes Thema, jedoch fällt dem Redner zu einer anderen Sache was Deftiges ein. So könnte es auch am Montagabend bei Günther Oettinger gewesen sein. Eigentlich sollte der EU-Kommissar für Digitales bei einer Veranstaltung von Microsoft Deutschland über sein Feld sprechen. In Erinnerung aber wird bleiben, was der CDU-Politiker zu sagen hatte, als es um die AfD und deren Vorsitzende ging.

Da gebe es diese "komische Frau Petry", sagte er und bekannte: "Wenn ich mit der verheiratet wäre, würde ich mich heute Nacht erschießen." Die Aussage wurde recht schnell getwittert, verbreitete sich im Internet und löste Diskussionen aus. Darauf angesprochen legte Oettinger am Dienstagmorgen im Gespräch mit Journalisten nach. Er habe nichts zurückzunehmen, sagte Oettinger und verwies auf Petrys Aussagen zum Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge, die völlig unakzeptabel und menschenverachtend gewesen seien. Die AfD-Chefin hatte heftige Kritik auf sich gezogen, als sie gesagt hatte, dass Flüchtlinge notfalls auch mit Waffengewalt am Grenzübertritt nach Deutschland gehindert werden sollten. "Diese Frau ist eine Schande für Deutschland", so Oettinger.

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke forderte Oettinger auf, sich zu entschuldigen

Die AfD wollte den Angriff als Vorlage verstehen. Zunächst erklärte ein Sprecher, Petry würde sich im Stillen über Oettingers Äußerungen amüsieren. Wenig später äußerte sich die Parteichefin gegenüber der Bild-Zeitung. "Herr Oettinger, Ihr Kopfkino ist unappetitlich", sagte sie. "Ich frage mich, was Ihre Frau wohl dazu sagt." In der CDU sehe man die Ehe offenbar nur noch als "Weg in den Selbstmord".

Einer ihrer ärgsten innerparteilichen Gegner, der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke, versuchte es mit Entrüstung. Oettingers Kommentar markiere "einen neuen Tiefpunkt der politischen Auseinandersetzung mit der AfD", sagte er - und forderte eine Entschuldigung.

© SZ vom 17.02.2016 / jsc, jnb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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