Alternative für Deutschland:Lucke in der AfD isoliert

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Die "Weckruf"-Initiative des Vorsitzenden stößt auf Ablehnung in der Partei. Die Co-Vorsitzende Frauke Petry droht mit Kampfkandidatur gegen den Parteigründer. Lucke hält sich unterdessen die Option einer Neugründung offen.

Von Jens Schneider, Berlin

Nach seinem Vorstoß mit dem "Weckruf 2015" ist Bernd Lucke in der von ihm gegründeten Alternative für Deutschland (AfD) zunehmend isoliert. Führende AfD-Politiker lehnten die in Straßburg vorgestellte Initiative ab, mit der Lucke die gemäßigten Kräfte bündeln will. Das Lager der Lucke-Kritiker zeigte sich geschlossen. Die Co-Vorsitzende Frauke Petry attackierte Lucke. Seine Initiative sei nicht geeignet, die widerstreitenden Flügel zu vereinen und verunsichere die Mitglieder, sagte sie und zweifelte die Rechtmäßigkeit der Aktion an. Petry schloss erstmals eine Kandidatur gegen Lucke bei der Wahl der Parteiführung im Juni nicht mehr aus.

Sie halte eine Mitwirkung von Lucke in der Parteispitze nun für nicht mehr denkbar, könne sich aber eine Zusammenarbeit mit dem Europa-Abgeordneten Joachim Starbatty als Vertreter des wirtschaftsliberalen Flügels vorstellen.

Der dritte AfD-Vorsitzende Konrad Adam spottete über den "Weckruf 2015". Der Name sei kurios. "Er erinnert an die Zeugen Jehovas oder an die Heilsarmee mit ihren Zeitschriften wie Erwachet, sagte Adam. Das passe in diesem Fall gut. "Denn es gibt AfD-Mitglieder, die eine Partei mit einem Missionsbetrieb verwechseln." Lucke stellte seine Aktion mit drei Europa-Parlamentariern in Straßburg vor. Zuvor ging eine Mail an alle Mitglieder der AfD, in der Lucke seine Motive erklärt. Die Entsendung dieser Mail war von seinen Co-Vorsitzenden zunächst blockiert worden.

Lucke und seine Mitstreiter, zu denen der frühere Partei-Vize Hans-Olaf Henkel zählt, haben einen Verein gegründet, dem sich Unterstützer anschließen sollen. Sie hoffen, dass sich damit von den mehr als 20 000 Mitgliedern der AfD mehrere Tausend zu ihrem Kurs bekennen. So wollen sie bis zum Parteitag Mitte Juni zeigen, dass eine Mehrheit hinter ihnen steht. Der Verein verlangt von seinen Mitgliedern ein klares Bekenntnis zum freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat und die "Ablehnung ausländerfeindlicher, rassistischer, nationalistischer, antisemitischer, islamfeindlicher, islamistischer, homophober, rechts- oder linksradikaler Positionen". In seinem Mitglieder-Brief nennt Lucke es ein "Alarmsignal, dass einige führende Vertreter der AfD Entwicklungen decken und fördern, die das Ansehen der AfD ramponieren". Lucke dementierte Berichte, wonach er eine neue Partei gründen wolle.

Er unternehme den "Versuch, die AfD zu retten". Allerdings hält er sich die Option einer Neugründung für den Fall des Scheiterns seiner Initiative offen. "Auch wir sehen für uns keine Zukunft in der AfD, wenn die Partei nicht entschieden denjenigen Einhalt gebietet, die pöbelnd Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen oder an den politischen Rändern unserer Gesellschaft hausieren gehen", schreibt Lucke. Alexander Gauland, ein Lucke-Widersacher im Vorstand, nannte dessen Initiative ein "Kampfinstrument", das die Partei spalten könne: "Bei jedem kleinen Mitglied würden wir bei solchem Verhalten ein Parteiausschlussverfahren einleiten. Aber im Moment ist es nicht so weit."

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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