Afghanistan:USA wollen Kundus-Opfer entschädigen

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Das Pentagon kündigt außerdem an, finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau der Klinik der "Ärzte ohne Grenzen" zu leisten. Nach US-Angaben war sie versehentlich zerstört worden.

Nach der Bombardierung eines Krankenhauses im afghanischen Kundus haben die USA Entschädigungszahlungen an die Familien der zivilen Opfer angekündigt. Auch für den Wiederaufbau der Klinik der Organisation Ärzte ohne Grenzen soll Geld zur Verfügung gestellt werden, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Samstag mitteilte. Über die Beträge der "Kondolenzzahlungen" will das Pentagon mit den Betroffenen sprechen. Bei dem nach US-Angaben versehentlichen Angriff auf das Krankenhaus am Samstag vergangener Woche waren 22 Menschen ums Leben gekommen.

Das Pentagon halte es für wichtig, sich mit den Konsequenzen des tragischen Vorfalls zu befassen, erklärte Sprecher Peter Cook. Die Mittel für Entschädigungen kommen demnach aus einem Notfall-Topf des Militärs. Wenn erforderlich, werde sich die US-Regierung beim Kongress eine zusätzliche Genehmigung einholen. Präsident Barack Obama hatte sich am Mittwoch persönlich bei Ärzte ohne Grenzen und dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani für den Vorfall entschuldigt. Er versprach eine gründliche Untersuchung des Angriffs.

Die Ärzte ohne Grenzen können noch immer nicht zurück

Die Zahl der Opfer könnte deutlich über 22 liegen. Ärzte ohne Grenzen (MSF) hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass in Kundus noch immer 33 Menschen vermisst werden. So fehle seit dem Angriff von neun Patienten und 24 Mitarbeitern jede Spur. "Wir versuchen weiter, sie zu kontaktieren", hieß es in der Erklärung. Es sei möglich, dass in dem zerstörten Gebäude noch Leichen seien. Derzeit könne MSF wegen der gefährlichen Lage nicht nach Kundus. Hunderte Talibankämpfer hatten die Provinzhauptstadt überrannt, die afghanische Armee startete eine Gegenoffensive, teilweise unterstützt durch die Nato.

Am Sonntag ereignete sich in der Hauptstadt Kabul ein Selbstmordanschlag, er galt einen Konvoi ausländischer Soldaten. Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte dies, konnte aber noch keine Angaben zu möglichen Opfern machen. Die meisten Nato-Länder haben ihre Soldaten 2014 aus Afghanistan abzogen, ein Kontingent von etwa 13 000 Mann blieb aber für Ausbildungs- und Trainingsaufgaben sowie für die Terrorismusbekämpfung .

© SZ vom 12.10.2015 / dpa, afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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