Afghanistan:Schnell bitte

Ministerin von der Leyen hilft nun Helfern aus Kundus.

Von Joachim Käppner

Nächtliche Drohanrufe, Stalker vor dem Haus, Hassbriefe: Viele Dolmetscher und andere Helfer der Nato in Afghanistan haben das erlebt. Mehrere wurden ermordet; jene, die noch dort sind, machen sich keine Illusionen, was sie im Fall des Falles erwartet, der Rückkehr der Taliban nämlich. In Kundus, einst einem Brennpunkt des deutschen Engagements, sollen sie stärker denn je sein.

Man könnte annehmen, dass ein Land wie die Bundesrepublik jene Menschen, die ihr und dem von der UN mandatierten Einsatz unter Risiko für das eigene Leben geholfen haben, sowie deren Familien großzügig aufnehmen würde. "Unbürokratisch" sagt man in solchen Fällen gern. Tatsächlich durften nur einige Hundert dieser Menschen nach Deutschland einreisen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nun gefordert, großzügiger vorzugehen. Bislang müssen die Antragsteller ein umständliches Verfahren durchlaufen, an dem etliche scheiterten, vor allem jene, die keine konkrete Gefährdung nachweisen können.

Das Problem ist nur: Wenn sie direkt in Gefahr geraten, kann es zu spät sein. Die Schuld an diesem inhumanen Zustand trägt zum kleinsten Teil die Bundeswehr, die meist versucht, ihre Helfer in Sicherheit zu bringen. Federführend ist vor allem das Innenministerium gewesen, das sich nach Kräften bemüht hat, jenen Undank zu erweisen, der bekanntlich der Welt Lohn ist.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: