AfD:Profiteure der Furcht

Die große Demo bleibt eher klein. Aber die Partei hat Zulauf.

Von Jens Schneider

Nein, eine Großdemonstration war das nicht. Bundesweit hatte die rechtspopulistische AfD gegen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin mobilisiert, 5000 Anhänger marschierten durch die Hauptstadt, großzügig geschätzt. Berlin erlebt oft größere Demos. Die AfD-Spitzen riefen: "Wir sind das Volk!". Nein, nur ein Völkchen. Ein eher bizarrer Ausschnitt Deutschlands und ein kleiner.

Aber das sollte niemanden über die derzeitige Stärke der AfD hinwegtäuschen. Gerade hat sie in einer Umfrage die Linkspartei eingeholt. Dass sie eher wenig Menschen auf die Straße bringt, passt zu ihrem Profil als Protestpartei. Sie bedient Fremdenangst und Ressentiments von Menschen, die oft politikfern sind und ihren Unmut in Umfragen und manchmal in Wahlen zum Ausdruck bringen.

Im Sommer schien die AfD nach ihrer Spaltung fast erledigt zu sein. Nun freuen sich ihre Spitzen, mit Parolen aus einer Situation Kapital schlagen zu können, in der es keine einfachen Lösungen gibt. Sie sehen die Chance, sich auch im Westen zu etablieren. Das Auftreten der Parteichefin Petry in Berlin hat gezeigt, wie sie sich das vorstellt: Die besonders derben Töne überlässt sie ihren Stellvertretern. Petry will seriös erscheinen, um auch für Bürgerliche wählbar zu sein. In den kommenden Wahlkämpfen in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz wird es die Herausforderung für die etablierten Parteien sein, darauf zu antworten.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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