AfD:Fröhlichkeit unerwünscht

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Das Plakat zeigt eine schwangere Frau mit dem Slogan: "Neue Deutsche? Machen wir selber." Die AfD wollte einen lockeren Wahlkampf führen, aber das missfällt der Spitzenkandidatin Weidel. Sie findet den Entwurf "bemüht witzig".

Von Jens Schneider, Berlin

Wegen großer Probleme will die AfD ihre Kampagne für die Bundestagswahl neu strukturieren. Dafür soll die AfD-Wahlkampfleitung - intern "Kampa" genannt- stärker an den Bundesgeschäftsführer der Partei angebunden werden. Bisher arbeitete das Trio um den "Kampa-Leiter" Michael Büge weitgehend eigenständig. Von den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland, aber auch aus AfD-Landesverbänden gab es Kritik an der AfD-"Kampa".

Bei der Planung des Wahlkampfs seien "manche Kommunikationsprozesse nicht ideal gelaufen", heißt es aus Vorstandskreisen. "Es gibt eben mehr zu tun als erwartet." Die AfD-Spitze sorgt sich, dass sie bei der Bundestagswahl nicht ihr Wählerpotenzial ausschöpft. Sie liegt in Umfragen um die acht Prozent, Ende April hatte die Spitzenkandidatin Alice Weidel 15 Prozent als Ziel genannt.

Mitte August will die AfD mit ihrer Kampagne für die Bundestagswahl beginnen. In der Parteizentrale hat das "Kampa"-Team um Büge Konzepte und Plakate entwickelt. Die Entwürfe seien aber nicht gut in die Partei vermittelt worden und würden deshalb nicht von allen getragen, heißt es. Weidel und der Kampa-Leiter Büge fänden zudem keine gemeinsame Basis. Der aus Berlin stammende frühere Christdemokrat Büge hatte die Aufgabe als Wahlkampfleiter der AfD Ende des vergangenen Jahres übernommen.

Spitzenkandidatin Weidel findet die Plakatentwürfe "bemüht witzig"

Der Streit entzündete sich insbesondere an den Plakatentwürfen, die Weidel ablehnt und nicht in ihrem Wahlkampf einsetzen will. Sie kritisierte die Plakate intern als zu wenig inhaltlich und "bemüht witzig". Es handelt sich um 32 Motive, mit der die AfD sich mit einer positiven Ansprache als "fröhliche Partei" präsentierten will. Dazu gehört etwa ein Plakat, auf dem eine schwangere Frau mit dem Slogan zu sehen ist: "Neue Deutsche? Machen wir selber."

Auch einige große Landesverbände lehnen die Plakate ab, die intern auch verspottet werden. Anders als Weidel befürwortet Gauland die Plakat-Kampagne.

Gauland sucht zudem Hilfe bei einem Kreis von externen Beratern mit Medienerfahrung, die der AfD nahe stehen. Der Kreis arbeite informell und sei nicht an den Parteivorstand gebunden, weil man dort nicht offen diskutieren könne, heißt es. Er suche Ideen, wie die AfD etwa mit "klugen Provokationen" wieder mehr Medienaufmerksamkeit bekommen kann, heißt es in einem Papier Gaulands. Die AfD dringe mit ihren Kernbotschaften derzeit nicht durch: "Es verschwimmt, wofür genau die AfD eigentlich steht."

Weidel räumte bereits Meinungsverschiedenheiten über den Wahlkampf ein. Sie sei eine der Hauptkritikerinnen des Plakatkonzepts gewesen, sagte sie. Es könne aber "von Missstimmungen keine Rede sein."

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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