AfD:Der Burgfrieden

Die Partei streitet gerade mal nicht, weil keiner den Streit braucht.

Von Jens Schneider

Sie können es ohne Krawall. Sie können ernsthaft diskutieren, ob es nun ihre Satzung ist oder die Asylpolitik, die auf Abschottung setzt. Das ist die Botschaft des Parteitags der Alternative für Deutschland (AfD), fünf Monate nach den widerwärtigen Exzessen des Sommers, als die AfD sich spaltete und ihr Gründer Bernd Lucke gedemütigt aufgab.

Nun bedeuten zwei Tage konzentrierter Arbeit nicht, dass die AfD gemäßigt, einig und wahrhaft anständig wäre. Die AfD ist, das hat sie zu oft unter Beweis gestellt, eine Partei der Hetze gegen Flüchtlinge. Das ist für sie im Moment ein übel erfolgreiches Geschäftsmodell. Die Parteichefin Frauke Petry kann sich moderat geben, aber jederzeit plumpe Attacken reiten. Und für Streit gäbe es viel Potenzial. Im Vorstand gärt es, man reibt sich intern an Petry. Die kruden völkisch-nationalistischen Thesen von Alexander Gauland und Björn Höcke böten genug Anlass für Auseinandersetzungen.

Aber niemand in der AfD braucht diesen Streit jetzt. Die Flügel können gut nebeneinander leben, jeder zieht auf seine Art Unterstützer an. Für den Erfolg bei kommenden Landtagswahlen ist die bürgerliche Anmutung wichtiger als das Bedienen der Extreme, die man ohnehin auf seiner Seite sieht. So nutzt der Burgfrieden beiden Lagern. Für die Konkurrenz ist er eine Warnung, sich keinen falschen Hoffnungen hinzugeben. Die AfD wird sich vorerst nicht von selbst erledigen.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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