Adenauer-Enkel Stephan Werhahn:Freie Wähler verlieren Spitzenkandidaten

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Freie Wähler-Chef Aiwanger erleidet bei seinem Drang in die Bundespolitik einen Rückschlag. Sein Spitzenkandidat Werhahn wirft das Handtuch - enttäuscht von Aiwanger.

Die Freien Wähler haben den Adenauer-Enkel Stephan Werhahn als ihren Bundestags-Spitzenkandidaten verloren. Werhahn gab überraschend seine Rückkehr in die CDU bekannt. "Ich habe mir diesen Schritt nicht leicht gemacht, ich konnte aber die aktuellen Entwicklungen in der Partei nicht mehr mit gutem Gewissen mittragen", erklärte Werhahn.

Als Hauptgründe für seinen Schritt nannte er mangelnde Unterstützung durch die Parteispitze, die fehlende Bereitschaft von Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger zur Kooperation mit der neuen eurokritischen Partei "Alternative für Deutschland" und die organisatorische Schwäche der Freien Wähler außerhalb Bayerns.

Die Freien Wähler bedauerten Werhahns Kehrtwende. "Wir waren uns einig, dass ich in Nordrhein-Westfalen kandidieren sollte, um dort zusätzliche Stimmen zu holen", sagte Werhahn. "Einzelne querulantische Mitglieder aus Mittelfranken haben mich dann angegriffen, indem sie gesagt haben, da in Düsseldorf gibt's bei den Freien Wählern Leute, die waren früher bei den Republikanern", sagte er. "Diese Tatsachen sind aber schon seit zehn Jahren bekannt und diese Leute sind durch keine rechten Äußerungen mehr aufgefallen." Die Parteispitze habe sich nicht klar hinter ihn und vor die Düsseldorfer gestellt.

Werhahns zweiter Punkt: "Wenn sich eine neue eurokritische Partei bildet und es zu dem Ergebnis kommt, dass beide Parteien nur 2,5 Prozent holen, dann wären diese Stimmen verloren", sagte Werhahn. "Ich will nicht Steigbügelhalter für einen rot-rot-grünen Regierungswechsel sein wie in Niedersachsen. Deswegen war meine Meinung, dass man mit der neuen Partei kooperieren sollte. Das hat Herr Aiwanger aber nicht gewollt."

FW-Chef Hubert Aiwanger bedauerte Werhahns Abkehr. "Es hat sich abgezeichnet, dass er die Flinte ins Korn wirft", sagte er. Werhahns offizielle Nominierung war für den 11. Mai geplant. Nun würden die Freien Wähler vorerst ohne Spitzenkandidaten weitermachen.

Werhahn war 2012 als erhoffte Galionsfigur für die Kampagne gegen die Euro-Rettung zu den Freien Wählern gewechselt. Doch die Kampagne traf auf keinen großen öffentlichen Widerhall. Bei den Landtagswahlen der vergangenen Jahre kamen die Freien Wähler nirgendwo in die Nähe der Fünf-Prozent-Hürde. FW-Chef Aiwanger erntete Spott und Hohn der CSU: "Werhahns Rückzug ist auch ein persönliches Misstrauensvotum gegen Aiwanger und dessen selbstherrlichen Führungsstil", erklärte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. "Der Fall Werhahn ist die Konsequenz daraus, dass Aiwanger die Freien Wähler zu einer billigen Protestpartei gemacht hat, die ständig Themen am rechten Rand bedient."

© Süddeutsche.de/dpa/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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