Abitur:Raus aus der Sackgasse

Der Chef des Lehrerverbandes fordert härtere Prüfungen, doch damit allein wird sich das Schulsystem nicht verändern lassen.

Von Susanne Klein

Heinz-Peter Meidinger will, dass das Abitur wieder schwerer wird. Nichts anderes sagt der Chef des Deutschen Lehrerverbands, indem er die Noteninflation beklagt. So viele Einser-Absolventen, da fallen die wirklich Schlauen ja gar nicht mehr auf, lautet seine Botschaft. Meidinger will an den Gymnasien die Spreu vom Weizen trennen. Die Gewinner sollen wieder gewinnen.

Das wirft die Frage auf: Wo bleiben die Verlierer? Der Ruf des Lehrerpräsidenten nach einem härteren Abitur setzt am falschen Ende an. Dabei hat er in einem recht: Nicht die Schüler, sondern die Abiturnoten sind stetig besser geworden. Mehr junge Menschen in die Unis zu kriegen, das war politisch so gewollt. Mehr als die Hälfte, mancherorts um die 80 Prozent aller Schüler schaffen in Deutschland das Abi. Zugleich aber, und hier liegt das Problem, hielt die Politik am starr gegliederten Schulsystem fest, in das Kinder früh einsortiert werden. Die Folge: Je leichter das Gymnasium wurde, desto mehr entwertete dies andere Schullaufbahnen. Erschreckend viele Gesamt-, Real- und Hauptschulen sind zu Restschulen verkommen. Selbst Eltern, die Studieren nicht als Maß der Dinge sehen, schicken ihre Kinder nur noch widerwillig dorthin.

Hier muss die Bildungspolitik ansetzen. Sie hat die Schulen in die Sackgasse geführt, nun muss sie sie wieder herausführen. Aber einfach das Abitur wieder aufzuwerten und zu glauben, der Rest reguliert sich damit von selbst, wäre sträflich naiv.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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