Parlamentswahl in Pakistan:Elf Menschen bei Bombenanschlag auf Parteibüro getötet

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Tausende Polizisten sollen die Parlamentswahlen in Pakistan vor Angriffen der Taliban schützen. Doch schon am Morgen gab es bei einem Bombenangriff elf Tote und 35 Verletzte - auch zu Schüssen und weiteren Anschlägen soll es gekommen sein.

Gewalt beherrscht die Parlamentswahlen in Pakistan: Seit Samstagmorgen sind mehr als 86 Millionen Bürger der südasiatischen Atommacht dazu aufgerufen, über die Vergabe von 272 Parlamentssitzen zu entscheiden. Doch bereits am Morgen kam es zu einem tödlichen Anschlag. Elf Menschen wurden getötet und mindestens 35 weitere verletzt, als nahe eines Parteibüros in der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi ein Sprengsatz detonierte. Ziel sei ein Büro der paschtunischen Regionalpartei ANP gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Der ANP-Kandidat Amanullah Mehsud blieb demnach unverletzt. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Auch bei weiteren Anschlägen hat es Medienberichten zufolge Verletzte gegeben. Berichtet wird zudem von Schüssen in der Stadt Peshawar.

Die pakistanische Regierung hat die Ausweisung des Büroleiters der New York Times verfügt. Declan Walsh sei das Visum wegen "unerwünschter Tätigkeiten" aberkannt worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Anordnung des Innenministeriums. Der 39-Jährige müsse Pakistan bis zum Ende des Wahltags am Samstag verlassen. Die New York Times nannte den Vorwurf "vage und nicht durch Fakten gestützt". Die Zeitung appellierte an das Ministerium, die Anweisung zurückzunehmen.

Pakistan braucht dringend Reformen

Umfragen zufolge dürfte die Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif die meisten Stimmen erringen. Sharif strebt 14 Jahren nach seinem Sturz wieder an die Macht. In der Schlussphase des Wahlkampfs hatte aber die Partei des früheren Cricket-Stars Imran Khan kräftig aufgeholt und liegt nun knapp hinter Sharif. Der regierenden Volkspartei (PPP) sagen die Umfragen eine schwere Niederlage voraus.

Ein knapper Wahlausgang und damit wohl verbundene langwierige Koalitionsverhandlungen würden Reformen in dem wirtschaftlich angeschlagenen Land weiter verzögern. Weitverbreitete Korruption, eine marode Industrie, dauernde Stromausfälle sind nur einige der Probleme, die die neue Regierung angehen muss. Auch der Kampf gegen Islamisten stellt eine große Herausforderung dar.

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Der Wahlkampf war von schweren Gewalttätigkeiten begleitet, bei denen 110 Menschen getötet wurden. Für die Anschläge wurden die mit der al-Qaida verbündeten pakistanischen Taliban verantwortlich gemacht. Sie lehnen die Abstimmung als unislamisch ab und haben für den Wahltag Selbstmordanschläge angekündigt. Die Abstimmung bietet ein Novum: Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit 1947 übergibt eine zivile Regierung die Regierungsgewalt an andere Zivilisten. Pakistan war über Jahrzehnte vom Militär regiert worden.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/jasch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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