Afghanistan:Steinmeier verurteilt Anschlag auf deutsches Konsulat in Masar-i-Scharif

Lesezeit: 2 min

Die Umgebung des deutschen Generalkonsulats in Masar-i-Scharif nach dem Anschlag. (Foto: REUTERS)
  • Auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif in Afghanistan ist ein Anschlag verübt worden. Dabei sind mindestens sechs Menschen gestorben.
  • Selbstmordattentäter rammte mit einem mit Sprengstoff beladenen Lkw die Mauer des Gebäudes und drangen laut Außenminister Steinmeier auch ins Gebäude vor.
  • Die Taliban haben sich zu der Tat bekannt, sie sei ein Akt der Vergeltung für einen Luftanschlag in Kundus.
  • Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag. Zum künftigen Engagement Deutschlands in Afghanistan wollte ein Krisenstab beraten.

Die Zahl der Todesopfer bei dem schweren Anschlag auf das deutsche Konsulat im afghanischen Masar-i-Scharif ist auf mindestens sechs gestiegen. Nach Angaben von Ärzten wurden sechs Leichen in die Krankenhäuser der Stadt gebracht. Der stellvertretende Polizeichef Abdul Rasak Kadri sprach von sieben Toten. Es soll sich um afghanische Zivilisten handeln, darunter zwei Motorradfahrer, die von deutschen Einsatzkräften in der Nähe des Konsulats erschossen worden seien, nachdem sie sich geweigert hätten anzuhalten. Ob es sich bei ihnen auch um mögliche Angreifer handelte, blieb zunächst offen. Kadris Angaben zufolge gab es am Freitagmorgen auch eine Festnahme in der Nähe der diplomatischen Vertretung.

Sprengstoffanschlag auf das deutsche Konsulat

Das deutsche Konsulat war am Donnerstagabend zum Ziel eines Sprengstoffanschlags geworden. Nach Angaben der Polizei rammte ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff beladenen Lkw gegen die Mauer des Konsulats und löste damit eine massive Explosion aus. Danach lieferten sich bewaffnete Angreifer auf dem Gelände Kämpfe mit Sicherheitskräften.

Durch die Explosion zerbarsten Fenster in den umliegenden Gebäuden. Anwohner berichten, dass die Explosion einen mehrere Meter tiefen Krater in die Straße vor dem Konsulat gerissen habe. Das Gebäude selbst sei "erheblich beschädigt" worden, sagte ein Ministeriumssprecher des Auswärtigen Amtes. Alle deutschen Mitarbeiter seien jedoch "sicher und unverletzt". Bei den 128 Verletzten handelt sich offenbar ausschließlich um Afghanen, darunter auch viele Kinder.

Anschlag womöglich Vergeltung für Luftangriff in Kundus

Die Taliban haben sich zu dem Anschlag bekannt. In einem Statement heißt es, der Angriff sei als Vergeltung für einen Luftangriff in der nordafghanischen Provinz Kundus erfolgt. Vor einer Woche waren dort bei einem mutmaßlichen Nato-Luftangriff auf radikalislamische Taliban mehr als 30 Zivilisten getötet worden. 19 weitere wurden verletzt.

Steinmeier verurteilt den Anschlag - Konsequenzen noch offen

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte wegen des Angriffs auf das deutsche Konsulat noch am Donnerstagabend den Krisenstab des Auswärtigen Amtes einberufen. Nach seinen Angaben sollte bei dem Treffen auch die Frage besprochen werden, ob der Anschlag Auswirkungen auf die militärischen und zivilen Aktivitäten Deutschlands in Afghanistan haben werde. Er sei erleichtert, dass alle Angehörigen des Generalkonsulats in Sicherheit und unverletzt geblieben seien, sagte Steinmeier. Die Zerstörung auf dem Gelände sei aber groß. Die Angreifer seien nicht nur auf das Gelände eingedrungen, sondern auch in das Gebäude des Konsulats.

Der Angriff löste international Kritik aus. Der Tod von Zivilisten sei nicht hinnehmbar und untergrabe die Bemühungen zum Aufbau von Frieden und Stabilität in dem Land, sagte der UN-Beauftragte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto.

Die Nato hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan Ende 2014 offiziell beendet und den afghanischen Sicherheitskräften die Verantwortung für die Sicherheit übergeben. Die verbleibenden Nato-Truppen konzentrieren sich seitdem auf Ausbildung, Beratung und Unterstützung von Anti-Terror-Einsätzen. Mehrere Rückschläge im Kampf gegen die Taliban ließen aber Zweifel an der Schlagkraft der afghanischen Polizei und Armee aufkommen.

© SZ.de/dpa/AFP/Reuters/jly - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: