Zusätzliches Signal für Polizeiautos:Heult doch

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Bayern hat bislang 100 Fahrzeuge mit dem zusätzlichen Signalton ausgestattet - doch es sollen mehr werden. (Foto: Imago Stock&People)

"Wiuwiuwiu" statt nur "Tatütata": Viele Einsatzwagen der Polizei bekommen ein zusätzliches Signal. Das soll Polizisten das Anhalten von Fahrzeugen erleichtern - und könnte nebenbei zum Sommerhit werden.

Von Cornelius Pollmer

Es war Anfang Februar, als Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Zeit für ein klärendes Wort zur Arbeit der Landespolizei gekommen sah. Gerade hatte diese das erweiterte akustische Leistungsspektrum ihrer Streifenwagen vorgestellt, der letzte Ton war kaum verklungen, da sprach Herrmann festen Blickes in eine Kamera: "Das normale Signal bleibt das bekannte Tatütata".

Die Tonfolge a-d-a-d des Martinshorns wird weiter vom Einsatz für Recht und Gesetz künden, es stehen in Zukunft aber zwei zusätzliche Effekte zur Verfügung. Ein roter Blitz, genannt Flasher, und der Yelp-Ton (englisch für Jaulen), den man frei nach Herrmann als nicht ganz so bekanntes "Wiuwiuwiu" bezeichnen könnte.

Das Wiuwiuwiu könnte so etwas wie der Sommerhit der Polizei werden. Immer mehr Bundesländer rüsten Streifenwagen testweise mit den zusätzlichen Signalen aus. Bayern hat bislang 100 Fahrzeuge ausgestattet, in Hamburg fahren bereits 104 Wagen mit Wiuwiuwiu-Funktion herum, bald sollen es 129 sein, und "irgendwann einmal" alle 250, sagt eine Sprecherin der Polizei.

Die Polizeiflotte soll verjüngt werden

In Berlin wird die Umrüstung vorbereitet, Gleiches gilt für Sachsen. Dort soll "im Zuge der Verjüngung der Polizeiflotte in jedem neuen Fahrzeug auch das Yelp-Signal eingerichtet sein", sagt ein Sprecher des Innenministeriums. Ziel der neuen Funktionen ist es, Polizisten das Anhalten von Fahrzeugen zu erleichtern und sie dabei besser zu schützen. Etablierte Signale wie die Stopp-Polizei-Leuchtschrift und das Martinshorn werden von Fahrern oft nicht wahrgenommen oder missverstanden.

Ersteres, weil einige Fahrer heute überdimensionierte Musikanlagen in ihren Autos verbaut haben. Zweiteres, weil viele laut Polizei das Martinshorn oft nicht auf sich bezögen, sondern nur Platz machten - Beamte müssten deswegen riskante Manöver wagen und die Autos überholen, um sie stoppen zu können. Hört oder sieht ein Fahrer mal wieder nichts, kann er nun mit Yelp kurz angeheult werden.

Möglich geworden ist die Umrüstung der Streifenwagen auf Drängen von Polizeigewerkschaften. Deretwegen hatte das Bundesverkehrsministerium im Sommer des vergangenen Jahres eine Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung auf den Weg gebracht. Daraufhin fasste die Konferenz der Innenminister (IMK) im Dezember einen Beschluss zu den "Unterstützungssignalen".

Die Rückmeldung der Beamten ist positiv

Unter Punkt 13 bekräftigt die IMK ihre Auffassung, die Signale könnten "zur Erhöhung der Eigensicherung bei Anhaltevorgängen" beitragen. Zur Beschlusslage gehört auch das Ziel, eine "einheitliche Verfahrensweise und Umsetzung in Bund und Ländern anzustreben".

Dies freilich wurde gründlich verfehlt, es gibt keinen gemeinsamen Stichtag für die Einführung. Aber es gibt Erfahrungswerte, vor allem in Hessen. Dort wird das amerikanisch anmutende Heulen seit 2004 "unter dem Pseudonym Pilotprojekt" dauerhaft getestet, sagt Lothar Hölzgen von der Gewerkschaft der Polizei.

99,3 Prozent der uniformierten Funkstreifenwagen seien inzwischen jaulfähig, die Rückmeldungen der Beamten: ausschließlich positiv. Und die Bürger hätten sich bislang zumindest nicht beschwert. Sie sind, vermutet Hölzgen, in dieser Frage des Tons, wohl leidenschaftslos.

© SZ vom 24.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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