Weltrekordversuch:Artenschutz geht vor Sandburgen-Architektur

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Sandburgen bauen für Fortgeschrittene: Das aktuelle Weltrekord-Bauwerk steht im Landschaftspark in Duisburg und misst 16,68 Meter Höhe. (Foto: Ina Fassbender/dpa)
  • In Binz auf Rügen sollte die größte Sandburg der Welt entstehen.
  • Die 100 000 Euro Sponsorengeld für das Weltrekordvorhaben waren gerade zusammen, da stellte sich heraus, dass Uferschwalben die Baustelle besetzt hielten.
  • Die Vögel sind selten und stehen unter Artenschutz. Der nächste Rekordversuch folgt nun 2019. Damit die Schwalben nicht auch den verhindern, wird das bereits bestehende Fundament im Winter abgedeckt.

Von Thomas Hahn, Hamburg

Die Weltrekordentwicklung im Sandburgenbau verläuft rasant. Als Thomas van den Dungen und sein Team vor fünf Jahren in St. Peter-Ording an der Nordsee die neue Bestmarke setzten, reichte ihnen dafür noch eine solide gearbeitete Zwecksandburg von 12,30 Meter Höhe. Mittlerweile liegt der Rekord bei 16,68 Metern. Ein internationaler Kader aus 19 Künstlern erzielte ihn vergangenes Jahr im Landschaftspark von Duisburg mit einem detailreich ausgestalteten Mammutbauwerk. Sie übertrafen damit den Maßstab von 14,84 Meter, den erst im Frühjahr zuvor eine Gruppe von Spitzensandburgbauern an der indischen Ostküste gesetzt hatte. Die Szene scheint ein unersättlicher Ehrgeiz zu treiben. Immer höher, schöner, breiter soll die Sandburg der Zukunft werden.

Umso bitterer muss es für den Niederländer van den Dungen sein, dass er und seine Leute dieses Jahr schon wieder nicht eingreifen können in das Weltrekordrennen. Der Veranstalter des Sandskulpturen-Festivals in Binz auf Rügen hat alle Hoffnungen aufgeben müssen. Der Grund: Uferschwalben nisten in der Sandburgruine des Weltrekordversuchs von 2017. Der Haufen war als Fundament für den nächsten Anlauf gedacht. Aber Uferschwalben sind selten, und Artenschutz geht vor Sandburgen-Architektur, so visionär sie auch sein mag. Van den Dungen muss sich fügen.

Rekordversuch
:Größte Sandburg der Welt steht in Duisburg

Ein Team aus Künstlern hat wochenlang an der Burg gebaut. Mehr als 14 Meter hoch ist sie jetzt - doch aus dem angestrebten Eintrag ins Buch der Rekorde wird trotzdem nichts.

Man könnte meinen, das Sandburgenbauen sei ein argloses Geschäft für Strandurlauber und Sandkasten-Freunde. Aber so ist es nicht. Kürzlich erst hat ein Tourist auf Mallorca Verletzungen davongetragen, weil er im Suff eine Sandburg bestieg. Der Bewacher des Kunstwerks ging mit einer Harke auf den jungen Mann los. Manche Gemeinden in Norddeutschland haben spezielle Regeln, etwa für den Abstand zwischen Sandburg und Deich. Und auf Sylt sind Sandburgen verboten. Wegen des Küstenschutzes: Der Wind trägt die Strände ab, Sandburgen wären eine zusätzliche Angriffsfläche. Verstöße sind teuer, Ausnahmen gibt es bei kleineren Schwarzbuddeleien von Kindern.

Das Leistungs-Sandburgenbauen ist eine Disziplin des modernen Marketings. Städte und Fremdenverkehrsorte produzieren damit Schlagzeilen. Auch für das Binzer Sandskulpturen-Festival wäre ein Weltrekord willkommene Werbung. Den sportlichen Ehrgeiz von Thomas van den Dungen sollte man allerdings auch nicht unterschätzen. Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Sandburgenplanung. Van den Dungen ist Bauherr der längsten Sandburg, der höchsten per Hand gefertigten Sandburg und der meisten in einer Stunde errichteten Sandburgen der Welt - so steht es in der Pressemeldung zum Höhenrekord-Versuch im vergangenen Jahr. Der scheiterte. Vier Tage vor der Fertigstellung sackte eine Seite des 16-Meter-Turms weg. Die Burg verlief sozusagen im scharfkantigen Spezialsand, aus dem sie entstanden war. Traurig.

Und nun also die Uferschwalben. Die 100 000 Euro Sponsorengeld für das Weltrekordvorhaben waren gerade zusammen, da stellte sich heraus, dass sie die Baustelle besetzt hielten. "Ein bisschen ärgerlich", sagt Festivalsprecherin Bianca Lohr. Der nächste Versuch folgt 2019. Damit die Schwalben nicht auch den verhindern, wird der Haufen im Winter abgedeckt. "Wenn die Burg steht", sagt Bianca Lohr, "können sie ja wiederkommen.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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