Vorwürfe gegen Böhm-Stiftung:Im Streit um Spenden für Äthiopien

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"Menschen für Menschen": Karlheinz Böhm und seine Frau Almaz Böhm (Archiv 2011) (Foto: dapd)

Karlheinz Böhm gewann unzählige Spender für seine Stiftung "Menschen für Menschen". Doch die unzähligen Schulen, die mit dem Geld in Äthiopien gebaut wurden, waren viel zu teuer, meint einer der Geber - und erhebt schwere Vorwürfe.

Von Stefan Klein

"Menschen für Menschen", Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe, begann 1981 mit einer Wette in der ZDF-Sendung "Wetten, dass . . ?" Auch später, als sich MfM in Äthiopien längst als führend in der Entwicklungsarbeit etabliert hatte, blieb die Wette ein beliebtes Instrument zum Anwerben von Spendengeldern.

Einmal brachte die Stadt München im Rahmen einer Städtewette mehrere Hunderttausend Euro zusammen. Im zentralen Hochland Äthiopiens wurde davon eine Hauptschule mit 24 Klassenzimmern gebaut, Christian Ude reiste an zur Einweihung und staunte, als man ihm die Baukosten nannte: 301.500 Euro. So eine große Schule für so wenig Geld!

Andere Großspender staunen auch, aber ihre Verwunderung geht in die entgegengesetzte Richtung. Der Unternehmer Jürgen Wagentrotz etwa ist "überzeugt", dass MfM "mindestens 100.000 Euro pro Schule zu teuer baut". Seine Rechnung: Bei bisher rund 300 errichteten Schulen habe die Stiftung "Spendengelder in Höhe von etwa 30 Millionen Euro vernichtet".

"Ohne Einverständnis der Spender"

Beweise für seine Behauptung hat Wagentrotz bislang zwar keine vorgelegt, aber er hat dafür gesorgt, dass die von MfM gebauten Schulen in den Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung mit der Stiftung gerückt sind. Es geht ihm um die Kosten, aber auch um die Tatsache, dass die Schulen nach der Einweihung den äthiopischen Behörden übergeben werden.

Dies geschehe, sagt Wagentrotz, "ohne Einverständnis der Spender", und die Folge sei, dass der äthiopische Staat die Klassenzimmer verkommen lasse. Sein Vorwurf richtet sich ausdrücklich an die Stiftungsvorsitzende Almaz Böhm, doch die setzt nur fort, was die langjährige und immer wieder erklärte Linie ihres Mannes Karlheinz war - nämlich dass es die Verantwortung der Regierung sei, die Schulen zu betreiben und zu pflegen.

Böhm hatte stets alles erwähnt

Auch mit einem anderen Vorwurf, den Wagentrotz der Stiftung und ihrer Vorsitzenden macht, greift er in Wahrheit sein erklärtes Idol Karlheinz Böhm an. Die Stiftung hält auf verschiedenen Konten mehr als vierzig Millionen Euro Spendengeld zurück, weil sie mit ihren Projekten zum Teil langjährige vertragliche Verpflichtungen eingeht und gewappnet sein will, sollte der Spendenfluss plötzlich versiegen.

Aber Wagentrotz scheint finstere Machenschaften zu wittern und fordert barsch: "Die Spender wollen wissen, warum fünfzig Millionen Spendengeld gehortet werden." Er weiß offenbar nicht, oder er hat vergessen, dass Karlheinz Böhm in fast jedem seiner Vorträge erwähnt hat, dass die laufenden Projekte alle abgesichert seien - weil man nämlich einen zweistelligen Millionenbetrag auf der hohen Kante habe.

© SZ vom 06.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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