Verweigerte Beerdigung von Roma-Baby:Rechter Bürgermeister spricht von einem Missverständnis

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Keine Beerdigung: Der Friedhof von Champlan. (Foto: AFP)
  • Der Bürgermeister von Champlan weist die Vorwürfe zurück, die Bestattung des Roma-Babys abgelehnt zu haben. Der französische Gemeindechef spricht von einem Missverständnis.
  • Zuvor hieß es aus dem Rathaus, Grund für die Ablehnung der Bestattung sei Platzmangel und eine Bevorzugung derjenigen Antragsteller, die "ihre Steuern zahlen".
  • Dem Bürgermeister wird seit dem Vorfall "Rassismus und Stimatisierung" vorgeworfen.

Bürgermeister: "Die ganze Sache wurde aufgebauscht"

Der Bürgermeister der französischen Gemeinde Champlan bei Paris hat die Berichte zurückgewiesen, wonach er die Bestattung eines an Weihnachten gestorbenen Roma-Babys in seiner Gemeinde untersagt hatte.

"Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich dieser Bestattung widersetzt, die ganze Sache wurde aufgebauscht", sagte Christian Leclerc am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Er sprach von einem möglichen Missverständnis zwischen ihm und der Verwaltung seiner Gemeinde, die rund 18 Kilometer südwestlich von Paris liegt. Eine entsprechende SMS sei möglicherweise in der Verwaltung missverstanden worden. "Man hatte die Wahl zwischen Corbeil und Champlan, ich habe am Mittwoch mein Einverständnis für eine der Möglichkeiten gegeben".

Aktivisten und Abgeordnete hatten dem rechtsgerichteten Leclerc vorgeworfen, den Antrag auf eine Beerdigung des zwei Monate alten Babys abgelehnt zu haben, weil seine Eltern Roma sind.

Leclerc verweigerte zunächst Beisetzung von Roma-Baby

Das zwei Monate alte Roma-Mädchen war in der Nacht zum Zweiten Weihnachtsfeiertag am plötzlichen Kindstod gestorben. Die Eltern, die in dem Pariser Vorort in einer Barackensiedlung leben, wollten ihr Kind daraufhin auf dem Friedhof von Champlan begraben lassen und stellten einen Antrag an den Bürgermeister - eigentlich eine Formsache in Frankreich. Doch der lehnte ab.

Die Zeitung Le Parisien zitierte daraufhin den parteilosen Leclerc, der sich selbst zur Rechten zählt, die nur begrenzt verfügbaren und teuren Plätze auf dem Ortsfriedhof stünden in erster Linie für diejenigen bereit, "die ihre lokalen Steuern zahlen". Nun meinte der Bürgermeister, die Äußerungen seien "aus dem Zusammenhang gerissen". Zudem sei die Verbindung zum Journalisten schlecht gewesen.

Vorwurf: Rassismus und Stigmatisierung

Ein örtlicher Verein zur Unterstützung der Roma warf Leclerc daraufhin "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Stigmatisierung" vor. "Es gibt kein Wort für den Horror dieser Entscheidung, die zeigt, dass Unterstützung für die Roma nicht nur fehlt, wenn sie leben, sondern auch, wenn sie tot sind", sagte eine Aktivistin. Dem Bestatter zufolge müsse sich der Bürgermeister zwar nicht erklären, doch sei die Verweigerung einer Beerdigung "sehr selten".

Nachbargemeinde bietet Beisetzung an

Angesichts der Weigerung des Bürgermeisters bot die nahe gelegene Gemeinde Wissous der Familie schließlich an, das Baby dort zu begraben. "Einfach aus Menschlichkeit konnte die Situation so nicht bleiben", sagte der Bürgermeister von Wissous. "Es gibt keinen Grund, einer Mutter, die neun Monate ein Kind getragen hat und es nach zweieinhalb Monaten verliert, weiteren Schmerz zu bereiten." Am Montag soll die Beisetzung stattfinden.

© Süddeutsche.de/AFP/leja/uga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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