Verschollener Frachter:Geisterschiff "Arctic Sea" ist in russischer Hand

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Mehr als drei Wochen war er spurlos verschwunden: Nun ist der vermisste Frachter Arctic Sea vor den Kapverden aufgespürt worden. Die russische Schwarzmeerflotte brachte die Besatzung in Sicherheit. Ob nun tatsächlich Piraten an Bord waren, ist immer noch unklar.

Mal war es angeblich im Golf von Biscaya, dann wieder irgendwo vor Nordfrankreich. Fast drei Woche hofften und bangten die Angehörigen der russischen Besatzung mit der Arctic Sea, dem Geisterschiff.

Der Frachter war knapp drei Wochen verschwunden. (Foto: Foto: dpa)

Vor Wochen hatte die Reederei einen Überfall gemeldet, der aber glimpflich abgelaufen sein soll - doch dann kam das Schiff nicht wie geplant im Hafen in Algerien an, sondern war über Wochen spurlos verschwunden.

Spekuliert wurde, dass Piraten an Bord sind.

Doch nun kommt die erlösende Nachricht: Der russische Frachter sei vor den Kapverdischen Inseln gesichtet worden, bestätigt das russische Verteidigungsministerium - die Besatzung sei gesund und auf ein russisches Kriegsschiff gebracht worden, teilt Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow mit.

Das Schiff sei um 1 Uhr Moskauer Zeit (Sonntag, 23 Uhr MESZ) rund 300 Seemeilen (550 Kilometer) vor dem Inselstaat gefunden worden. Die 15 russischen Seeleute würden derzeit von Ermittlern vernommen.

Die Crew sei wohlauf und habe nicht "unter bewaffneter Bewachung" gestanden, sagt der Verteidigungsminister.

Das russische Schiff Ladny der Schwarzmeerflotte habe die Männer an Bord genommen, heißt es. Rund 20 Länder hatten in den vergangenen Tagen nach dem Schiff gesucht.

Die Arctic Sea, die Holz im Wert von mehr als einer Million Euro von Finnland nach Algerien bringen sollte, hat zu immer neuen Spekulationen angeregt - auch über eine geheimnisvolle Ladung. Den letzten Funkkontakt hatte die britische Küstenwache am 28. Juli, als der Frachter den Ärmelkanal durchquerte.

Ob nun tatsächlich Piraten an Bord waren, blieb zunächst völlig unklar.

Russische Medien berichteten am Wochenende - zunächst unter Berufung auf den finnischen Geheimdienst -, dass Unbekannte Lösegeld von der finnischen Reederei Solchart gefordert hatten. Später wurde diese Meldung von der finnischen Polizei bestätigt. Sie ermittle wegen Erpressung, hieß es.

Der unter maltesischer Flagge fahrende 98 Meter lange Frachter sollte ursprünglich am 4. August im algerischen Hafen Bejaia festmachen, kam dort jedoch nie an. Das letzte Funksignal sendete die Arctic Sea Ende Juli im Ärmelkanal. Später wurden Signale des Schiffes vor der französischen Küste aufgefangen.

Die schwedische Polizei erhielt nach eigenen Angaben bereits Ende Juli Fotos von der Besatzung der Arctic Sea. Darauf seien nach dem ersten Überfall auf das Schiff am 24. Juli vor der schwedischen Küste die Verletzungen der Crew zu sehen gewesen, sagte eine Sprecherin in Stockholm. Der Mailkontakt mit dem Kapitän sei jedoch noch Ende Juli abgebrochen. Weitere Angaben zu den Fotos machte sie nicht.

Nach EU-Informationen wurde der Frachter, der bereits am 4. August in der algerischen Küstenstadt Bejaia eintreffen sollte, vor und nach seinem Verschwinden Ende Juli zweimal überfallen.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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