Verbrechensbekämpfung:Islands Polizei erschießt erstmals einen Menschen

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In der isländischen Hauptstadt Reykjavik hat die Polizei einen Mann erschossen. Was in anderen Ländern häufiger vorkommt, ist für den Inselstaat mit der extrem niedrigen Kriminalitätsrate eine traurige Premiere.

Polizeidirektor Haraldur Johannessen spricht von einem "beispiellosen" Vorfall: In Island ist laut Medienberichten erstmals in der Geschichte des Landes ein Mensch von der Polizei erschossen worden. Opfer ist ein alleinstehender Mann um die 60, der in der Nacht zum Montag aus noch unbekannten Gründen mit einem Jagdgewehr aus dem Fenster seiner Wohnung in der Hauptstadt Reykjavik feuerte.

Nachdem die Polizei vergeblich versucht hatte, Kontakt mit dem Mann aufzunehmen, warf sie nach eigenen Angaben Gasgranaten. Als er weiterschoss, erstürmten die Einsatzkräfte die Wohnung. Dabei wurde ein Polizist in den Helm, ein anderer in die kugelsichere Weste getroffen. Die Sicherheitskräfte schossen den Täter daraufhin an und verletzten ihn tödlich.

Island mit seinen 322.000 Einwohnern hat eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt. Die Polizei ist dort normalerweise unbewaffnet, lediglich eine Spezialeinheit namens "Vikingasveitin", zu deutsch in etwa "Wikingertruppe", trägt Schusswaffen.

Grundsätzlich sind die Isländer im internationalen Vergleich aber recht großzügig bewaffnet. Nach Angaben von gunpolicy.org gibt es etwa 90.000 Schusswaffen. Von Waffennarren wird das Land daher immer wieder als Beispiel dafür angeführt, dass viele Waffen nicht automatisch eine hohe Kriminalitätsrate bedeuten müssen.

US-Jurastudent Andrew Clark hat in einem Artikel für den Nachrichtensender BBC zusammengefasst, warum die Kriminalfälle - und dabei vor allem die Delikte in Verbindung mit Schusswaffen - in Island so selten sind. Neben den unbewaffneten Polizisten führt er die kaum existente Differenzierung in Ober-, Mittel-, und Unterschicht an, sowie die Tatsache, dass in dem Land kaum harte Drogen konsumiert werden. Nicht zuletzt spiele auch die stark auf Gewaltprävention ausgerichtete Politik eine wichtige Rolle.

© Süddeutsche.de/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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