Verbrechen:Toter Rentner in Tiefkühltruhe - Hinweise auf weiteren Mord

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Seit Ende 2000 ist Irina Kurowski verschwunden. Die Polizei verdächtigt einen 55-Jährigen, die Frau wie auch einen weiteren Rentner getötet zu haben, um ihre Rente zu kassieren. (Foto: dpa)
  • Wenige Tage nachdem in Berlin ein toter Rentner in einer Tiefkühltruhe gefunden wurde, haben die Ermittler Hinweise auf ein weiteres Gewaltverbrechen desselben Tatverdächtigen.
  • Er kassierte die Rente einer Frau, die seit Ende 2000 verschwunden ist.

In der vergangenen Woche hat in Berlin ein grausames Verbrechen für Aufregung gesorgt: Ein Mann soll vor etwa zehn Jahren einen Rentner getötet und ihn seitdem in dessen Tiefkühltruhe aufbewahrt haben. Auf die Spur gekommen waren die Ermittler dem mutmaßlichen Täter, weil Video-Aufnahmen einer Bank ihn dabei zeigen, wie er Geld vom Konto des Rentners abhebt. Nun hat die Polizei Hinweise darauf, dass der Mann schon einmal getötet haben könnte.

Der in Untersuchungshaft sitzende 55-Jährige hatte offenbar auch Zugriff auf das Bankkonto einer Frau, die vor mehr als 16 Jahren verschwunden ist. Sie wäre heute 92 Jahre alt. Die Ermittler vermuten, dass der Verdächtige die Frau ermordet hat. Laut gemeinsamer Mitteilung der Polizei und der Staatsanwaltschaft haben der Tatverdächtige und die vermisste Frau zum Zeitpunkt ihres Verschwindens im selben Haus im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gewohnt. Die Rentnerin wurde im August 2002 bei der Anschrift abgemeldet. Die Wohnung könne deshalb nicht mehr abgesucht werden, sagte eine Polizeisprecherin.

Beschlagnahmte Unterlagen des Tatverdächtigen brachten die Ermittler nun auf die Spur der verschwundenen Frau. Darin sei ihr Name aufgetaucht. Irma Kurowski war nie als vermisst gemeldet worden. Sie müsse bereits vor ihrem Verschwinden sehr zurückgezogen gelebt haben. Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen, die Hinweise zu der Rentnerin geben können. "Vielleicht kann sich noch ein Arzt, ein Friseur oder Apotheker an Frau Kurowski erinnern", sagte die Sprecherin.

Briefkasten geleert, Rechnungen bezahlt

Der Tote in der Tiefkühltruhe wurde bereits am 9. Januar in einer Wohnung - ebenfalls in Prenzlauer Berg - gefunden. Offenbar zehn Jahre lang hatte er dort gelegen. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, hält sich die Polizei bislang mit Details zum Fall zurück. So viel ist klar: Ein Nachbar des Rentners hatte ihn als vermisst gemeldet. Seit 2006 oder 2007 war er nicht mehr gesehen worden. Die Polizei ließ durch die Feuerwehr die Wohnung des Mannes öffnen. Die Obduktion der Leiche hatte ergeben, dass der Mann getötet worden ist.

In welchem Verhältnis der tote Rentner und der Tatverdächtige standen, ist noch unklar. Im Dezember und Januar jedenfalls hat der 55-Jährige offenbar noch Geld vom Konto des Getöteten abgehoben. Bei seiner Festnahme fand die Polizei persönliche Gegenstände des Rentners bei ihm. Der Mann hatte offenbar alles getan, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Er leerte den Briefkasten und bezahlte Rechnungen. Nach einem Bericht der Berliner Zeitung B.Z. ließ er sogar Handwerker in die Wohnung, um etwas reparieren zu lassen.

Warum das Verbrechen so lange unentdeckt blieb, wird derzeit noch untersucht. Der mutmaßliche Täter, der keinen festen Wohnsitz in Deutschland haben soll, befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft.

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