Einbruch in München:Krankenpfleger missbraucht Zwölfjährigen

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Ein Krankenpfleger ist in München in ein Kinderzimmer eingebrochen und hat einen Jungen missbraucht. Der 31-Jährige war bereits vorbestraft.

Christian Rost

Die Polizei hat binnen weniger Tage einen Fall von Kindsmissbrauch geklärt und den Täter festgenommen. Der 31-jährige Krankenpfleger stieg nachts in Kirchtrudering in die Wohnung einer Familie ein und missbrauchte dort einen schlafenden Zwölfjährigen. DNS-Spuren brachten die Fahnder auf die Spur des Mannes, der die Tat inzwischen gestanden hat.

In der Nacht zum vergangenen Donnerstag kreiste ein Polizeihubschrauber über dem Wohngebiet, ein Großaufgebot an Beamten durchkämmte die Umgebung. Die Polizisten fahndeten nach einem damals noch unbekannten Mann, der gegen 3 Uhr in die Wohnung eines Mehrfamilienhauses eingedrungen war.

Wie Erster Kriminalhauptkommissar Rainer Samietz berichtete, hatte es der Krankenpfleger, der sich in dem Zwölfparteienhaus um einen gehbehinderten Mann kümmert, gezielt auf den zwölfjährigen Sohn der im ersten Stock lebenden Familie abgesehen. Der Bub schlief zufällig alleine in dem Zimmer, weil sich sein Bruder mit seiner Klasse im Schullandheim befand.

Der Pfleger hatte das offenbar gewusst, jedenfalls kletterte er just am frühen Donnerstagmorgen über gestapelte Terrassenmöbel auf den Balkon im ersten Stock. Unter einem halb herabgelassenen Rollo hindurch - die Balkontür stand wegen der Hitze offen - gelangte er ins Schlafzimmer der Eltern. Das schlafende Paar bemerkte den Eindringling nicht.

Von dort aus schlich er sich weiter ins Kinderzimmer und beobachtete den Schüler. Dann griff er sich einen Wohnungsschlüssel vom Schlüsselbrett und verschwand wieder, "vermutlich, um sich zu beruhigen", wie Samietz sagte.

Der Täter hielt sich jedenfalls eine Weile in der Wohnung seines Pflegepatienten auf, ehe er in den ersten Stock zurückkehrte. Mit dem Schlüssel verschaffte er sich erneut Zutritt zur Wohnung, nahm sich aus der Küche eine Schere, entkleidete sich selbst vollständig und schnitt dem schlafenden Buben die Unterhose vom Leib. Neben ihm abwechselnd am Boden kniend und liegend, berührte er ihn im Genitalbereich und am Gesäß, woraufhin der Bub erwachte.

Als dieser bemerkte, dass sich ein Fremder in seinem Zimmer befand und sich an ihm zu schaffen machte, rief er um Hilfe: "Papa, Papa!" Der Pfleger raffte eilig seine Sachen und die zerschnittene Unterhose zusammen, um keine Spuren zu hinterlassen, und flüchtete.

Der Vater des Buben nahm noch die Verfolgung des nackten Mannes auf, verlor ihn aber aus den Augen. Der 31-Jährige hatte sich wahrscheinlich vorübergehend in der Wohnung seines Pflegepatienten, der von dem Vorfall nichts mitbekam, versteckt und dort die Unterhose in der Toilette entsorgt.

Die von der Familie alarmierten Polizisten kamen bei einer Befragung der Nachbarn auf den Mitarbeiter eines Pflegedienstes. Wie sich bei einer Überprüfung der Personendaten zeigte, war der in Landshut lebende Mann, der verheiratet ist und selbst Kinder hat, bereits vor einigen Jahren wegen des Besitzes von kinderpornographischem Material zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Im Laufe des Verfahrens musste er eine Speichelprobe für einen genetischen Fingerabdruck abgeben. Die DNS wurde ihm nun zum Verhängnis: Im Zimmer des Zwölfjährigen konnte ebenfalls verwertbares Material sichergestellt werden. Der Pfleger hatte Abdrücke an der Tür und am Teppichboden hinterlassen.

Aus diesen Spuren - Hautpartikel oder Haare - filterte des Institut für Rechtsmedizin übers Wochenende die Täter-DNS. Am Sonntag hatten die Ermittler vom Kommissariat für Sexualdelikte dann die Gewissheit, dass der Mann, den sie ohnehin schon im Visier hatten und deshalb observieren ließen, der Täter sein musste.

Mit ihren Kollegen von der Zielfahndung nahmen sie ihn am Sonntagnachmittag in seiner Wohnung in Landshut fest. "Er hat ein Geständnis abgelegt", so Samietz, "und er ist sich bewusst, dass etwas Extremes passiert ist." Wie der Hauptkommissar weiter sagte, habe es in den vergangenen Jahren keinen solchen Fall in München gegeben. Um den Buben und seine Familie kümmern sich jetzt die Beamten des Opferschutzkommissariates.

Oberstaatsanwältin Christine Schäfer will den Beschuldigten "wegen Hausfriedensbruchs und eines vollendeten sexuellen Missbrauchs" anklagen. Eventuell werde gegen den Mann sogar wegen eines versuchten schweren Missbrauchs verhandelt. Das Gesetz sieht dafür zwei bis 15 Jahre Haft vor.

© SZ vom 04.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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