USA:Triumph für die Ewigkeit

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Moment der Größe: Am vergangenen Samstag wurde die Statue des Ex-Schwergewichtsmeisters Joe Frazier in Philadelphia eingeweiht. (Foto: Ricky Fitchett/AP)

Der Boxer Joe Frazier galt immer als Verlierer. Vier Jahre nach seinem Tod hat ihn seine Heimatstadt Philadelphia endlich mit einer Statue geehrt. Warum erst jetzt?

Von David Pfeifer

Manche Ungerechtigkeit lässt sich nie mehr ausgleichen. Der Jahrhundertboxer Joe Frazier blieb immer der tapfere Verlierer, weil er im letzten, dem entscheidenden dritten Kampf gegen Muhammad Ali nicht mehr zur 15. Runde antreten konnte. "Smoking Joe" Frazier war niemand, der je aufgegeben hätte, doch nach der 14. Runde des "Thrilla von Manila" beendete sein Trainer Eddie Futch das Drama mit den Worten, "es ist vorbei, aber wir werden nie vergessen, was du heute getan hast." Ali brach in seiner Ecke zusammen, nachdem er noch kurz die Arme zum Sieg hochreißen konnte - und Frazier blieb den Rest seines Lebens der Verlierer.

Dabei hatte Frazier zuvor alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Bei den Olympischen Spielen in Tokio holte er 1964 die Goldmedaille. Und war bitter enttäuscht, als er nach Philadelphia zurückkehrte und am Flughafen nicht einmal offiziell empfangen wurde. Frazier wurde Profi, und trotz seiner nur 1,81 Meter Körpergröße rollte er die Schwergewichtsszene auf. Frazier pendelte mit dem Oberkörper, schlug hart und beharrlich und ließ nie nach, nicht mal in der 15. Runde. Sein kurzer linker Haken, den er so aus dem Körper beschleunigte, dass er beim Schlagen manchmal abhob, verfehlte häufig - doch wenn er traf, richtete er großen Schaden an.

Seine Kämpfe gewann Frazier meistens in frühen Runden durch K.O. 1970 wurde er unumstrittener Weltmeister. Es war die Blütezeit des Schwergewichtsboxens, und Frazier tat, was damals viele Champions taten: Er trat in Filmen und TV-Shows auf und gründete eine Band, Joe Frazier & The Knockouts.

Aber es gab eben den einen Boxer, gegen den Frazier nicht antreten konnte, weil Ali damals im Gefängnis saß - er hatte den Kriegsdienst in Vietnam verweigert. Frazier setzte sich für Ali ein, unterstützte den Ex-Weltmeister sogar finanziell - nur um von Ali als "hässlicher Gorilla" verspottet zu werden, als "Champ des weißen Mannes". Frazier spekulierte später bei einem Interview: "Vielleicht wollte er mir Angst einjagen?" Wirklich verstanden hat Frazier die teilweise rassistischen Schmähungen nie, "wir haben doch alle zwei Beine und zwei Arme. Wir sind doch alle gleich."

Ali hat alle seine Gegner beschimpft, um die Kämpfe anzuheizen, aber Frazier nahm es nicht sportlich, er nahm es übel. In ihrem ersten Kampf schlug Frazier den "Größten" in der 15. Runde mit einem krachenden linken Haken zu Boden, eine tiefe Befriedigung. Frazier verteidigte seinen Titel, verlor den Rückkampf nach Punkten und durfte im entscheidenden letzten Kampf in Manila dann nicht mehr zur 15. Runde gegen Ali antreten.

1981 beendete Frazier seine Karriere, danach widmete er sich seinem Gym, der Box-Karriere seines Sohnes Mavis - der später von Mike Tyson geschlagen wurde - und der Pflege seines Nachruhms. Dabei musste Frazier es ertragen, dass er immer und immer wieder zur letzten Niederlage gegen Muhammad Ali befragt wurde. Noch schlimmer: Als endlich ein Denkmal für einen Boxer in Philadelphia stand, war es eine Statue von "Rocky" - die Abbildung von Sylvester Stallone war als Requisite aus dem dritten Teil übrig geblieben. Joe Frazier starb am 7. November 2011 an Leberkrebs, er durfte nicht mehr erleben, dass er als größter Boxer Philadelphias mit einer Statue gewürdigt wurde.

Am vergangenen Samstag weihte sein Sohn Mavis sie vor einem Sport-Center in Philadelphia ein. Sie zeigt Frazier und seinen linken Haken, genau den, der Millisekunden zuvor an Muhammad Alis Kinn eingeschlagen und das Großmaul auf die Bretter geschickt hatte. Ein letzter Triumph für die Ewigkeit.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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