Auch Pfiffe sind Bestandteil der freien Meinungsäußerung. Und: Auch Spaniens König Juan Carlos darf ausgepfiffen werden. Dies geht nach Medienberichten aus dem Urteil eines Richters in Madrid hervor, der wegen der Proteste gegen den 71-jährigen Monarchen während eines Fußballspiels vor zwei Monaten ermittelt hatte. Die Pfiffe könnten nicht als Straftat eingestuft werden, weil sie durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt seien, entschied demnach der Untersuchungsrichter Santiago Pedraz.
Eine konservative Stiftung hatte nach dem Protest Strafanzeige wegen Majestätsbeleidigung und Verunglimpfung des Staates erstattet. Als solche könnten die Pfiffe aber nicht gewertet werden, entschied Richter Pedraz. Das staatliche Fernsehen TVE hatte die Proteste damals während der Live-Übertragung ausgeblendet. Nach Zensurvorwürfen wurde deshalb der Sportchef des Senders abgesetzt.
Juan Carlos und Königin Sofía (70) waren im Mai bei dem Endspiel um den spanischen Fußball-Pokal im Mestalla-Stadion in Valencia von Tausenden Antimonarchisten mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen worden. Auch beim Abspielen der Nationalhymne gab es laute Buhrufe. In dem Finale standen sich der FC Barcelona und der baskische Club Athletic Bilbao gegenüber, mit 4:1 ging Barcelona als Sieger vom Platz. Die Fans auf den Rängen stammten fast ausschließlich aus Katalonien und dem Baskenland, wo es starke separatistische und antimonarchistische Bewegungen gibt.