Unwetter:Ekel "Alfred"

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Das Tief sorgt mit starkem Dauerregen für Katastrophenalarm und Evakuierungen in Teilen Deutschlands. Im Ostharz sprechen Experten von einer Situation, wie es sie seit 50 Jahren nicht mehr gegeben hat.

Natürlich gibt es auch etwas Positives zu berichten. Die Fischzüchter in Brandenburg zum Beispiel sollen ganz angetan von dem Dauerregen sein. Denn das seit Tagen herabfallende Nass mache derzeit an sonst ausgetrockneten Zuläufen Fischwanderungen endlich wieder möglich, erklärte der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes der Deutschen Presse-Agentur. Zuletzt konnten die Fischexperten sogar Aale bei der Nahrungsaufnahme auf überschwemmten Feldern beobachten. Hoffentlich finden die rechtzeitig wieder in ihre Gewässer zurück - bevor der Regen endet.

Alfred heißt das Tief, das nicht nur den Fischen in Brandenburg ordentlich Frischwasser beschert hat. Im Landkreis Goslar musste wegen massiver Überflutungen am Mittwoch Katastrophenalarm ausgerufen werden. 1500 überregional angeforderte Feuerwehrleute waren im Einsatz, der Ort Rühden war vor lauter Wasser mit dem Auto gar nicht mehr erreichbar. Wegen Hochwassers mussten auch zwei Straßenzüge in der zum Unesco-Kulturerbe zählenden Altstadt von Goslar evakuiert werden, auch ein Altenheim mit 124 Bewohnern wurde geräumt. Verletzt wurde niemand. In der 23 000-Einwohner-Stadt Bad Harzburg wurden der Bahnhof und eine Bundesstraße gesperrt.

In zwei Tagen war in Teilen Deutschlands so viel Regen gefallen wie sonst in einem Monat

In Wernigerode in Sachsen-Anhalt wiederum verschwand eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes. Wegen der heftigen Überflutungen wurden gleich Tausende Sandsäcke in den Ort geliefert. Vor allem zum Schutz der Bewohner des Ortsteils Silstedt, die ein Überlaufen der übervollen Zillierbachtalsperre befürchteten.

Innerhalb von nur zwei Tagen war in Teilen Deutschlands so viel Regen gefallen wie sonst in einem ganzen Monat. "Außergewöhnlich", befand das der Deutsche Wetterdienst (DWD). Besonders betroffen sei ein Streifen vom südlichen Niedersachsen über Teile Hessens und Thüringens bis nach Nordbayern gewesen, in dem binnen 48 Stunden mehr als 100 Millimeter Regen fielen. Auf dem Brocken im Harz wurden 238 Millimeter Niederschlag registriert.

Im Westharz hatte sich eine Situation gebildet "wie sie vielleicht alle zehn oder 20 Jahre auftritt, im Ostharz vielleicht alle 50 Jahre", hieß es beim DWD. Globale Erwärmung? Klimawandel? "Eher natürliche Bandbreite", sagten die Meteorologen. Die Daten müssten aber noch genau ausgewertet werden.

Bei Temperaturen von 19 bis 24 Grad soll es auch in den kommenden Tagen wechselhaft bleiben. Für Samstag dann werden im Süden Werte über 25 Grad erwartet, es wird trockener. Kommende Woche dann könnte es von Bayern bis Sachsen bis zu 35 Grad heiß werden, aber immer mit Schauerneigung.

Für die Besucherzahlen in Museen, Kinos, Hallenbädern und Trampolin-Hallen jedenfalls sei das schlechte Wetter doch gar nicht so übel, teilte gerade - immer positiv - ein Tourismusexperte in Brandenburg mit. Für diejenigen, deren Häuser gerade im Wasser baden, ist das natürlich gar kein Trost.

© SZ vom 27.07.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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