Trotz internationaler Proteste:Indonesien richtet ausländische Drogendealer hin

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  • Indonesien hat acht der Gefangenen hingerichtet, die wegen Drogenhandels verurteilt waren, das berichten mehrere örtliche Medien.
  • Der verurteilten Philippinerin Mary Jane Veloso wird in letzter Minute ein Aufschub gewährt.
  • Auch internationale Proteste haben Indonesiens Präsidenten Joko Widodo nicht dazu bewegen können, die Vollstreckung abzusagen.
  • Unter den Exekutierten sind acht Ausländer aus Australien, den Philippinen, Nigeria und Brasilien. Australien rief nach den Hinrichtungen seinen Botschafter aus Jakarta zurück.

Hinrichtungstermin um Mitternacht

Bereits am Dienstag verdichten sich die Anzeichen, dass Myuran Sukumaran, 34, und Andrew Chan, 31, nicht mehr lange zu leben haben. In das Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Nusakambangan werden Särge geliefert. Und in australischen Medien kursieren Fotos von Kreuzen für diese Särge. Darauf das Todesdatum: 29. April 2015.

Die beiden Australier saßen in Indonesien in der Todeszelle. Genauso wie eine Philippinerin, vier Nigerianer, ein Brasilianer und ein Einheimischer sind sie wegen Drogenhandels verurteilt worden. Acht der neun Gefangenen sind nun durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden, nachdem sämtliche Berufungsanträge und Gnadenappelle negativ beschieden wurden. "Die Exekution der Verurteilten wird nach Mitternacht (19 Uhr deutscher Zeit) stattfinden", hatte Generalstaatsanwaltschaft Muhammad Praseyto zuvor angekündigt und damit jegliche Hoffungen zustört, dass die Regierung doch noch Gnade walten lassen könnte.

Nur die Hinrichtung der Philippinerin Mary Jane Veloso, der einzigen weiblichen Todeskandidatin, soll in letzter Minute ausgesetzt worden sein, berichten verschiedene Medien übereinstimmend. Die 30 Jahre alte Mutter zweier Kinder sei ohne ihr Wissen als Drogenkurierin ausgenutzt worden, hatten die Philippiner argumentiert. Eine Frau, die ihr einen Job in Indonesien vermittelt hatte, hatte sich auf den Philippinen Stunden zuvor der Polizei gestellt.

Familien nahmen Abschied von den Gefangenen

Am Dienstag durften die Familien Sukamaran und Chan ein letztes Mal sehen. Die Verwandten flehten um Gnade für die beiden Männer. "Sagen Sie die Hinrichtung ab. Bitte nehmen Sie mir nicht meinen Sohn", sagte die Mutter von Sukumaran an den indonesischen Präsidenten Joko Widodo gerichtet. Sukumarans Schwester brach bei dem Besuch auf der Gefängnisinsel zusammen und musste von Verwandten gestützt werden.

Chan wurde am Montag sein letzter Wunsch gewährt: Er heiratete im Gefängnis seine indonesische Lebensgefährtin. Auch die philippinische Verurteilte Mary Jane Veloso empfing ihre Familie. Die anderen Todeskandidaten hatten sich bereits am Wochenende von ihren Angehörigen verabschiedet.

Indonesien verbittet sich Einmischung

Die Herkunftsländer der Häftlinge, allen voran Australien, hatten sich seit Monaten vehement gegen die Vollstreckung der Todesstrafe eingesetzt. Am Mittwoch berief Australien seinen Botschafter aus Jakarta zurück, wie Premier Tony Abbott mitteilte.

Präsident Widodo hatte sich jede Einmischung in Justizangelegenheiten verbeten. Die Staatsanwaltschaft weigerte sich außerdem, den genauen Hinrichtungstermin zu nennen, nach Angaben ihres Sprechers, um Medienrummel zu vermeiden. Das gelang ihr jedoch nicht. In dem Ort Cilacap, wo die Boote zur Hinrichtungsinsel ablegen, kampierten seit Tagen zahlreiche Reporter.

Neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich auch der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Christoph Strässer, für die Verurteilten eingesetzt. Er rief Widodo auf, die Todesurteile in Freiheitsstrafen umzuwandeln. Vergeblich.

Mit die strengsten Drogengesetze weltweit

Ein ebenfalls wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilter Franzose, der ursprünglich zeitgleich mit den anderen Häftlingen hingerichtet werden sollte, bekam Aufschub, weil ein Gericht eine neue Eingabe prüfen wollte.

Indonesien zählt zu den Ländern mit den strengsten Drogengesetzen weltweit. Erst im Januar waren unter internationalem Protest sechs Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet worden, darunter fünf Ausländer.

© AFP/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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