Trauerfeier für Whitney Houston:Ihre letzte große Show

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Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Familie, Freunde und zahlreiche Kollegen aus der Showbranche Abschied von Whitney Houston genommen. Der Gottesdienst in Newark, dem Geburtsort der Sängerin, war persönlich und optimistisch. Die Anwesenden wollten nicht nur trauern, sondern auch das Leben der Verstorbenen feiern.

Lena Jakat

Wie ein schwarz-weißes Meer wogt der Gospelchor in der Kirche. Vor ihn treten nacheinander die Größen der Gospelmusik, des R'n'B und der Glitzerwelt Hollywoods: Donnie McClurkin, Alicia Keys, Kevin Costner - an die Stelle, wo vor vielen Jahren Whitney Houston stand und ihre ersten öffentlichen Auftritte absolvierte.

Für die Sängerin, die sechs Grammys gewann, allein in den USA 50 Millionen Platten verkaufte, die in den achtziger und neunziger Jahren Stadion um Stadion füllte, ist es die letzte große Show an diesem Samstag. 1500 Menschen gedenken der verstorbenen Sängerin drinnen, in der New Hope Baptist Church, und draußen, auf den Straßen von Newark, trauern hunderte Fans mit ihnen.

"Mit tief empfundener Dankbarkeit" hat die Familie der verstorbenen Sängerin ausgewählte Gäste zum Gottesdienst geladen, auf den Einladungen waren diese Worte auf das Foto einer lachenden Whitney Houston gedruckt. Es soll keine Trauerfeier werden, sondern ein homecoming service, eine Zeremonie, die mit dem Heimkehren auch das Leben des Verstorbenen feiern soll. Ein Gedenken mit fröhlicher Note. "Wir sind hier mit gebrochenem Herzen zusammengekommen", sagt der Pfarrer zu Beginn, "aber mit Gottes Hilfe wollen wir Whitney Houstons Leben feiern."

Und so ist denn der Gottesdienst, der - wie es sich für eine richtige Diva gehört - mit einer halben Stunde Verspätung beginnt, und dessen Bilder von einer einzigen Kamera in die ganze Welt übertragen werden, eine sehr bewegende, aber auch fröhliche Veranstaltung. Es wird viel gesungen, geklatscht und gelacht, etwa, wenn Kevin Costner aus seiner Kindheit erzählt, die er ebenfalls in einer baptistischen Kirchengemeinde verbracht hat.

Die Kirche sei das gemeinsame Band zwischen ihm und Whitney gewesen, sagt Costner, der an der Seite von Houston in Bodyguard spielte, der Film, der "I Will always love you" endgültig zum größten Hit der Sängerin machte. Aber als Costner, im dunklen Anzug und mit schmaler Krawatte, an das Rednerpult der Kirche tritt, spricht er nicht nur darüber, wie er gemeinsam mit Houston lachte, sondern auch über Versagensängste, die sie plagten.

In bewegenden Worten schildert der Schauspieler und Filmproduzent das Casting von Bodyguard, die Bedenken mancher, einer schwarzen Sängerin diese Rolle zu geben - und Houstons Ängste und Selbszweifel. "Alle berühmten Menschen hier kennen die Angst, die mit dem Ruhm kommt", sagt Costner. Es sei diese Last gewesen, die Whitney am Ende "ins Stolpern geraten" ließ. "Ich habe sie damals gerettet", zitierte der britische Daily Mirror Costner bereits vor einigen Tagen in Bezug auf seine Rolle in Bodyguard, "und ich hätte sie auch jetzt retten sollen."

Auch Alicia Keys singt später: "Manchmal weiß ich nicht, wo ich hingehöre." Es ist einsam an der Spitze, und es kann ein weiter Weg nach unten sein: Diese melancholische Botschaft zieht sich durch viele Beiträge während des Gottesdienstes.

Fahnen auf Halbmast

Am vergangen Samstag wurde die 48-Jährige tot in einer Hotelsuite in Beverly Hills gefunden. Ob und an welchen Nebenwirkungen ihres Ruhms sie starb, ist noch unklar, und es wird wohl noch Wochen dauern, bis die Todesursache der Diva abschließend geklärt ist.

Die Spekulationen darüber haben in New Jersey allerdings im Vorfeld der Feierlichkeiten bereits einen hässlichen Streit ausgelöst: Einige Konservative empörten sich über die von Gouverneur Chris Christie verordnete Trauerbeflaggung für die öffentlichen Gebäude des Bundesstaats. Houston habe sich durch Drogen selbst zerstört und sei solcher Ehrbekundung daher nicht würdig. Christie ließ sich jedoch nicht davon abbringen, die Fahnen auf Halbmast wehen zu lassen.

Und derart beflaggt gibt nun Newark Houston ihr letztes Geleit, jenes kleine Städtchen in New Jersey, das noch nie so große Aufmerksamkeit erfahren hat wie an diesem Samstag, da es Abschied nimmt von seiner berühmtesten Tochter. Hunderte Fans säumen die Straßen, sie sind zum Teil von weit her gekommen, um zumindest in der Nähe der Gedenkfeier zu sein, nahe heran können sie nicht, denn die Polizei hat zwei Blocks rund um die Kirche zur Sperrzone erklärt.

"We will always love you", steht auf einem LED-Display draußen an der Fassade der Kirche, auf deren Friedhof die Sängerin am Sonntag beerdigt werden soll. New Hope heißt die Gemeinde, Neue Hoffnung. Ebendiese ist Houston, so klingt es in den Beiträgen der Redner an, am Ende möglicherweise verloren gegangen. Draußen am Zaun haben Fans der Sängerin Botschaften hinterlassen, Bilder zwischen die Metallstäbe gesteckt und hunderte bunte Luftballons angebunden. Es ist ein fröhliches Bild.

In einer früheren Version dieses Textes war die Rede davon, dass Aretha Franklin ebenfalls bei der Trauerfeier anwesend war. Das hatten wir in Bezug auf Nachrichtenagenturen berichtet. Das ist jedoch nicht richtig. Franklin hatte Ihre Teilnahme an dem Gottesdienst wegen einer angeblichen Erkrankung kurzfristig abgesagt.

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