Tote Feuerwehrmänner im Bundesstaat New York:Aus dem Hinterhalt erschossen

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Ein Mann legt ein Feuer, legt sich auf die Lauer - und erschießt zwei anrückende Feuerwehrleute: Die Bluttat in Webster am 24. Dezember erschüttert die Kleinstadt, das Motiv ist unklar. Der Schütze war für die Polizei kein Unbekannter. Doch als verurteilter Straftäter hätte er keine Waffen besitzen dürfen.

Von Gökalp Babayigit

Zerstörte Häuser in Webster: Das Feuer, das der Schütze William Spengler legte, hatte sieben Häuser erfasst, nachdem die Feuerwehrmänner stundenlang nicht löschen konnten. (Foto: AP)

"Diese Männer stehen mitten in der Nacht auf, um Brände zu löschen. Sie erwarten nicht, dass auf sie geschossen wird" - Polizeichef Gerald Pickering sprach aus, was viele dachten nach dem, was sich am frühen Morgen des 24. Dezember in Webster im Bundesstaat New York abgespielt hatte.

Vier Feuerwehrleute der freiwilligen Feuerwehr reagierten um 5:30 Uhr auf einen Notruf: Ein Auto und ein Haus hatten Feuer gefangen, ein Routinejob, wenn auch selten in der Gegend am Rande des Ontariosees, in der vor allem Ferienhäuser stehen und in der nur wenige Menschen dauerhaft residieren. Nur dass das Feuer offensichtlich mutwillig gelegt worden war, um die Feuerwehrleute anzulocken.

William Spengler, ein 62-jähriger Ex-Häftling, hatte den Hinterhalt vorbereitet, sich in eine Böschung auf die Lauer gelegt. Als die Feuerwehrmänner den Einsatzort erreichten und aus ihren Fahrzeugen stiegen, eröffnete Spengler das Feuer. Er erschoss den 43-jährigen Michael J. Chiapperini, hauptberuflich Polizist, und den 19 Jahre alten Tomasz Kaczowka. Er traf auch Theodore Scardinos Lunge und an der Schulter sowie Joseph Hofstetter am Becken. Sie überlebten genauso wie John Ritter, ein Polizist, der gerade auf dem Weg in die Arbeit war und verletzt wurde, als er am Tatort vorbeifuhr.

Der Schütze hätte wahrscheinlich noch mehr Menschen getötet, wenn er nicht vom ersten Polizisten, der am Einsatzort eintraf, in einen Schusswechsel verwickelt worden wäre. Spengler floh daraufhin aus seinem Hinterhalt und wurde erst nach mehreren Stunden tot am Ufer des Ontariosees gefunden. Er hatte sich offensichtlich selbst erschossen, wie Gerald Pickering, Chef der örtlichen Polizei, den Medien bestätigte.

Das Motiv des Täters ist weiter unklar. Spengler war für die Polizei in Webster zwar kein Unbekannter. 1980 war er zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er seine Großmutter mit einem Hammer erschlagen hatte. Nach seiner Entlassung 1998 führte er ein unauffälliges Leben - bis 2006 unter Bewährung, danach zurückgezogen mit seiner Schwester und seiner Mutter. Während er sich mit seiner Schwester nicht gut verstanden habe, sei sein Verhältnis zu seiner Mutter - so berichten Nachbarn der Spenglers der Washington Post - sehr innig gewesen.

Woher kamen die Waffen?

US-Medien spekulieren nun, ob ihr Tod im Oktober und ihre Todesanzeige, in der zu Spenden für die örtliche Feuerwehr aufgerufen worden sei, Spenglers Tat erklären können. Polizeichef Gerald Pickering stellte ebenfalls Mutmaßungen über den Geisteszustand des Schützen an: "Es lagen sicherlich Probleme mit seiner geistigen Verfassung vor. Vielleicht hätte er mehr Aufsicht benötigt, vielleicht wäre er in einer Anstalt besser aufgehoben gewesen."

Vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Newtown vor etwas mehr als einer Woche und der daraus folgenden Waffendebatte kamen weitere Fragen auf. Als verurteilter Straftäter war es Spengler eigentlich verboten, Waffen zu besitzen. Woher er die drei Waffen hatte, die bei seiner Leiche gefunden wurden, konnte die Polizei nicht erklären. Allerdings habe es in Monroe County, in dem Webster liegt, in letzter Zeit Waffendiebstähle gegeben.

Der Brand, den der Schütze gelegt hatte, beschädigte insgesamt sieben Häuser. Sondereinheiten der Polizei waren angerückt, um den Täter zu finden. 33 Anwohner wurden in einem gepanzerten Fahrzeug in Sicherheit gebracht. Vor dem Feuerwehrhaus legten die Bewohner von Webster mehrere Dutzend Blumensträuße nieder. Der Polizist und freiwillige Feuerwehrmann Michael Chiapperini hinterlässt drei Kinder.

New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sprach sein Mitgefühl aus. "Freiwillige Feuerwehrleute und Polizisten wurden verletzt, zwei wurden uns genommen, als sie ihrer Pflicht nachgekommen sind. Wir betrauern ihren Tod. Zwei weitere Familien müssen die Feiertage ohne ihre Liebsten verbringen."

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