Tod von Ed-Hardy-Designer Christian Audigier:King des Bling-Bling

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  • Der Ed-Hardy-Designer Christian Audigier ist im Alter von 57 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben.
  • Ein Modedesigner von Rang war der Franzose nicht. Aber als Verkaufskünstler machte er sich einen Namen, der bleiben wird.

Von Marc Felix Serrao

Tattoos auf T-Shirts? Mais oui! Christian Audigier, französischer Modemacher und Marketing-Genie. (Foto: AFP)

Aus der sozialen Randlage ins Herz des Bling-Bling: Wenige Menschen haben so gut nach Los Angeles gepasst wie der Modedesigner - oder besser: Modewerber - Christian Audigier. Schon die Kindheit des Franzosen in Avignon entsprach dem amerikanischen Traum: einfachste Verhältnisse, wenig Geld, eine alleinerziehende Mutter, aber sehr viel Ehrgeiz.

Jeder will eine dieser Truckerkappen

Als Jugendlicher beginnt Audigier, in der Modeindustrie eigenes Geld zu verdienen. Erste Erfolge hat er beim Label Mac Keen Jeans. Anschließend arbeitet er für zahlreiche große Marken, darunter Diesel, Levi's und Naf Naf. "König der Jeans" nennen sie ihn in der Branche. Der Durchbruch folgt 1999 bei Von Dutch. Audigier, der mittlerweile in Los Angeles lebt, macht die kleine Marke groß, indem er zwei Welten zusammenbringt, die auf den ersten Blick nicht weiter voneinander entfernt sein könnten: den White Trash der amerikanischen Unterschicht und das Bling-Bling neureicher Celebrities.

Audigier nimmt Schirmmützen, wie sie amerikanische Lastwagenfahrer tragen, verziert sie mit knallbunten Designs und verkauft sie zu stolzen Preisen. Klingt schlicht. Und funktioniert. Zu Beginn der Nullerjahre lassen sich unzählige Prominente mit einer Von-Dutch-Kappe fotografieren, von Madonna bis Mike Tyson. Als die Welle nach Deutschland überschwappt, kann man für einige Jahre in Berlin nicht über die Straße gehen, ohne eine Truckermütze zu sehen.

Bunt und extragroß: Ed-Hardy-Sonnenbrillen aus dem Jahr 2009. (Foto: dpa-tmn)

2002 folgt der nächste Marketing-Streich. Zusammen mit dem heute 70 Jahre alten Tattoo-Künstler Donald Ed Hardy gründet der Franzose das Label Ed Hardy. Die Grundidee ist erneut schlicht. Das Duo nimmt Tattoo-Motive und druckt sie auf Klamotten. Und auch diesmal bringt Audigiers Marketingtalent den Erfolg. Indem er seine inzwischen zahlreichen prominenten Bekannten mit den bunten T-Shirts, Jeans, Schuhen und Sonnenbrillen versorgt, macht er Ed Hardy in kürzester Zeit bekannt. Nach wenigen Jahren erwirtschaftet das Label dreistellige Millionenumsätze.

Was gerade noch angesagt war, gilt jetzt als prollig

Doch wie so oft folgt auf den jähen Aufstieg ein harter Fall. Die Tattoo-Legende und der Verkaufskünstler entfremden sich; Audigier drängt mit seinem Namen mehr und mehr ins Rampenlicht - und auf die Kleidungsstücke selbst. Dann wendet sich die Kundschaft ab. White Trash und Glamour: Die Paarung ist ausgereizt. Auch in Deutschland gilt der Ed-Hardy-Stil nun nicht mehr als pfiffig, sondern prollig. Audigier steigt aus. Er verfolgt anschließend noch eine Reihe weiterer Projekte, kann aber nicht an seine alten Erfolge anknüpfen.

Ein Modedesigner von Rang war der Franzose nicht. Aber als Verkaufskünstler, als jemand, der eine Marke aus dem Nichts aufbauen kann, hat er sich einen Namen gemacht, der bleiben wird. Wie seine frühere Sprecherin Michele Elyzabeth nun auf ihrer Website LATF mitteilte, verstarb Christian Audigier Anfang Juli in Los Angeles im Alter von 57 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

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