Tierschutzgesetz bedroht Streichel-Cafés in Tokio:Aus die Katz'

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Gemütlich Kaffee trinken und dabei einem schnurrenden Kater übers Fell streicheln: Für viele Tokioter sieht so der perfekte Feierabend aus. Seit Jahren boomen dort Katzencafés, in denen gestresste Manager und haustierlose Tierfreunde gegen Geld mit Katzen spielen können. Doch ein neues Gesetz bedroht nun die Harmonie.

Lena Jakat

Raus aus der Arbeit und rein - nein, nicht ins Fitnessstudio, in die Kneipe oder Badewanne - ins Katzencafé. Zumindest in Tokio sind diese Lokalitäten begehrter Fluchtpunkt am Feierabend. Um düstere Vermutungen vorwegzunehmen: Dort stehen Katzen nicht auf der Speisekarte, sie sind dort auch nicht zu Gast, sondern gehören zum Service. Sie müssen nichts tun, als sich von den Kunden streicheln zu lassen und mit ihnen zu spielen. Beliebt sind die sogenannten Neko-Cafés (das japanische Wort für Katze) vor allem bei gestressten Managern mit zu wenig Zeit oder Menschen mit zu wenig Platz für ein eigenes Haustier. Einige Paare oder Singles kommen, weil strenge Hausordnungen ihnen das Halten von Hunden und Katzen verbieten.

In der japanischen Hauptstadt gab es einen wahren Boom dieser kuscheligen Etablissements. Schon 2010 zählte Selena Hoy in ihrer CNN-Reportage über Katzencafés mehr als 50 Stück. Doch den Neko-Cafés drohen harte Zeiten. Eine Änderung des japanischen Tierschutzgesetzes verbietet es, Hunde und Katzen nach acht Uhr abends öffentlich auszustellen. Eigentlich soll das Gesetz jene bedauernswerten Geschöpfe schützen, die rund um die Uhr in Tierhandlungen zum Verkauf angeboten werden, in engen Käfigen und bei grellem Licht, das nie ausgeschaltet wird.

Aber auch die Katzencafés sind von der neuen Regelung betroffen. Sie haben allerdings ihre meisten Gäste erst am Abend, üblicherweise schließen sie gegen 22 Uhr. Im Café Nekorobi zum Beispiel, einem weitläufigen Indoor-Spielplatz für Katzen und ihre Gäste, mischen sich dann gestresste Manager unter tierliebe Pärchen, nippen Kaffee aus Einwegbechern und blättern in den Fotoalben - jede Katze hat hier ihr eigenes.

Die Streicheleinheiten sind nicht ganz billig, etwa neun Euro kostet eine Stunde in Gesellschaft der schnurrenden Gastgeber. "Das ist ein toller Ort", sagt Ayumi Sekigushi, die Besucherin eines Katzencafés. "Wenn das Gesetz verabschiedet wird, wird dieses Vergnügen veschwinden. Das ist wirklisch schade." Die 23-Jährige schaut mindestens zweimal in der Woche in ihrem Stammlokal vorbei.

Doch die Neko-Café-Betreiberin Hiromi Kawase sorgt sich nicht nur um ihre wirtschaftliche Existenz. Das, was die verkürzten Öffnungszeiten für die Katzen bedeuteten, bereite ihr größere Sorgen. "Jeder weiß doch, dass Katzen am Abend wirklich glücklich sind, mit ihren großen süßen Augen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum das die Leute in der Politik ignorieren", sagt sie. "Es ist wirklich seltsam."

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