Am zweiten Tag in Folge sind in Indien Hunderte Millionen Menschen von einem schweren Stromausfall betroffen. Einen Tag nach dem ersten gigantischen Black-out habe sich die Lage weiter verschlimmert, sagte ein Sprecher der indischen Netzgesellschaft Powergrid Corporation of India. Außer im Norden des Landes sei diesmal auch im Osten und im Nordosten das Stromnetz zusammengebrochen.
Hunderte Züge blieben stehen und mussten evakuiert werden. In Neu-Delhi war der Betrieb der Metro unterbrochen. Krankenhäuser, Geschäfte und Büros liefen mit Notfallgeneratoren.
Die Powergrid Corporation versorgt eine Region, in der mehr als die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder leben. Betroffen waren zwölf der 35 indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien sowie die Hauptstadt Neu-Delhi. Er hoffe, die Versorgung könne bald wiederhergestellt werden, sagte der Sprecher der Powergrid Corporation.
Am Montag hatte die größte Panne seit elf Jahren das öffentliche Leben in insgesamt neun Bundesstaaten im Norden Indiens stundenlang lahmgelegt. Betroffen waren bis zu 300 Millionen Menschen, darunter ebenfalls die Einwohner der Hauptstadt.
Der erneute Black-out wirft nun ein Schlaglicht auf die veraltete Infrastruktur der Versorgungsnetze und den wachsenden Energiehunger der aufstrebenden Wirtschaftsnation Indien. Bislang ist es der Regierung nicht gelungen, das Stromangebot der steigenden Nachfrage anzupassen.
Energieminister Sushil Kumar Shinde machte für den jüngsten Stromausfall Unionsstaaten verantwortlich, die mehr als die ihnen zustehende Menge an Elektrizität abgefragt hätten. "Alle ziehen zu viel aus dem Netz. Ich habe mich mit Vertretern der regionalen Energieversorger getroffen und angeordnet, dass jene bestraft werden sollen, die ihren Anteil überzogen haben", sagte Shinde am Dienstag. "Ihre Zuteilung könnte gekürzt worden."
Die Regierung kündigte an, die Ursache für die Stromausfälle zu untersuchen.