Stilkritik:Partnerlook

In diesen Tagen kann man der internationalen Diplomatie wieder bei einem richtig blöden, aber hochinteressanten Ritual zusehen: Gruppenbild im Partnerlook.

Von Hannes Vollmuth

In diesen Tagen kann man der internationalen Diplomatie wieder bei einem richtig blöden, aber hochinteressanten Ritual zusehen. Es ist das Gruppenbild im Partnerlook, mit dem ein Gipfel in Asien oft beginnt (und am Ende auch das Einzige, was in Erinnerung bleibt). Gerade noch war Donald Trump beim Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Vietnam im Partnerlook mit Wladimir Putin gegangen (blaues Arbeiterhemd, weiße Knöpfe), da stand er schon in Manila neben dem Präsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte. Hier lagen weiße Hemden mit arabeskenhaften Stickereien bereit, sicher traditionell, aber kein Jota weniger bizarr. Im Internet, das nichts vergisst, kann man die Kuriositäten der letzten Jahre betrachten. Und man wird das Gefühl nicht los, dass außer einem Zugeständnis an den Ort der Veranstaltung noch eine viel größere Motivation dahintersteckt. Wie sonst hätten die Apec-Organisatoren 2013 auf Bali es geschafft, John Kerry und Wladimir Putin in Hemden zu stecken, die so aussahen, als hätten beide eine Woche Ashram hinter sich, wo sie ihre psychedelischen Hippie-Hemden auch noch selbst gebatikt haben. Läuft es nicht so: Man diskutiert die lustig bis bescheuerten Kostüme der Mächtigen, ohne nur eine Sekunde zu fragen, was da eigentlich verhandelt wird?

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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