Stilkritik:Mischmasch

Eine rheinländische Mikrobrauerei hat Kölsch und Alt zusammengepanscht. Das ganze nennt sich "Költ" und ist kein Verbrüderungsgetränk, sondern eine Schnapsidee.

Von Violetta Simon

Es gibt Dinge, die ihre wahre Genialität erst in der Symbiose erlangen. Was wären Gin und Tonic, Cindy und Bert, Breze und Salz ohne einander? Ganz anders verhält es sich beim Kölsch und beim Alt. Im rheinländischen Monheim hat eine Mikrobrauerei die beiden Biersorten kurzerhand miteinander verpanscht und abgefüllt - angeblich, um Frieden zwischen Kölnern und Düsseldorfern zu stiften. Das Ergebnis nennt sich "Költ", es ist zu befürchten, dass es schmeckt, wie eben etwas schmeckt, das gegen seinen Willen mit dem Erzfeind in eine Flasche gesperrt wurde. Ein bisschen pfui, mit Gift und Galle im Abgang.

Von wegen Frieden in Flaschen: Die Wirkung dürfte eher Öl ins Feuer sein. Wie man mit so einem Gesöff Bruderschaft trinken soll, wissen nur die drei Erfinder, von denen, was wiederum einiges erklärt, zwei Drittel Designer sind, keine Bierbrauer. Wer glaubt, dass Kölner und Düsseldorfer ihre folkloristisch zelebrierte Feindschaft gemeinsam runterspülen, nur weil jemand ihre Lieblingsbiersorten miteinander verpanscht, der glaubt auch daran, dass Deutsche und Holländer sich nach der WM bei einer Leber-Gouda-Semmel in den Armen liegen und mit Amstuliner anstoßen. Die bessere Lösung wäre wohl ein hübsch gestalteter Bierkasten, jeweils zur Hälfte gefüllt mit fruchtigem Kölsch und malzigem Alt, für geschmackvolle Zusammenkünfte und erste Annäherungsversuche. Aber so was verkauft sich nicht.

Am Költ jedenfalls zeigt sich, wie nah Mischung und Mischmasch beieinanderliegen können: das eine durchdacht, das andere eher eine Schnapsidee. Für so eine kulturelle Umwälzung braucht es schon etwas Überzeugenderes als ein obergäriges Bier. Etwas Hochprozentiges, eine Flasche Schnakör zum Beispiel.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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