Stilkritik:Gutes tun

Was tun, wenn man gerade zufällig eine Million gewonnen hat und jetzt Gutes tun will? Richtig: Man kauft sich einen Ausflugsdampfer und nennt ihn "Günther".

Von Martin Zips

Das Leben ist manchmal schon recht kompliziert. Ein Beispiel: Da gewinnt im Dezember 2015 ein Psychologe bei einer Fernseh-Rateshow eine Million Euro. Der Psychologe muss zum Beispiel die Frage beantworten, aus wie vielen Stückchen ein Zauberwürfel besteht. Das weiß er. Deshalb die Million. Viel Geld. Damit könnte man ja jetzt zum Beispiel: Gutes tun. Doch der Psychologe kauft sich von dem Geld einen alten Ausflugsdampfer und lässt diesen in Münster auf den Vornamen des Moderators der Quizshow taufen. Natürlich vom Moderator selbst. Der Moderator reist mit der Bahn an. Zweite Klasse, keine Sitzplatzreservierung: "Ich in einen Junggesellenabschied geraten, es war die Hölle", sagt er später. (Also, würden wir erfolgreich eine Quizshow moderieren, so würden wir sicher nicht mehr mit angeschickerten Junggesellen reisen wollen.) Da der Moderator nebenher ein Weingut betreibt, tauft er das Schiff mit einem Original-Quizshowmoderatoren-Sekt. Werbeeffekt. Viermal schleudert er die Flasche gegen den Rumpf, dann endlich zerbricht sie. Jetzt heißt das Schiff MS Günther und kann beim Psychologen als Partylocation gebucht werden. Der Psychologe sagt, er möchte mit dem Schiff vor allem: "Gutes tun." Meine Güte, das hätte er aber auch einfacher haben können.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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