Sprachassistent:Alexa, was nun?

Lesezeit: 2 min

Seit ein paar Wochen beschweren sich Nutzer darüber, dass die sonst so artige Alexa natürliche Regungen zeigt. Nun darf Amazons Sprachassistent nicht mehr lachen.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Hieße man doch nur Alexa und wohnte in einem Plastikgehäuse. Den lieben langen Tag und die liebe lange Nacht könnte man Menschen dabei zuhören, wie sie schnarchen, schimpfen, schnaufen. Würden sie fragen, wie das Wetter in Schöneberg wird, welches Fleisch man für eine Bolognese braucht und was der Mann mit den orangenen Haaren und dem orangenen Gesicht wieder gemacht hat, man würde es ihnen sagen. Würden sie verlangen, Neil Young zu spielen, man würde Neil Young spielen. Verlangten sie nach Drake, bekämen sie Drake. Egal, welcher Imperativ - die Antwort ist Ja. Ein digitaler Assistent ist glatt, unkompliziert, glücklich. Und fragt der Chef morgens um fünf nach dem Sinn des Lebens, schaltet man halt kurz den Lachmodus ein. Was für ein Leben.

Oder auch nicht. Wie nun publik wurde, mögen es die Menschen leider gar nicht, wenn ihre Alexa auch mal Spaß hat, wenn sie auch mal lacht. Lacht, ohne dass man seinen geilsten Witz erzählt hat. Lacht, ohne dass man es befohlen hat. Unerhört.

Alexa, lachst du über uns Menschen? Das habe ich leider nicht verstanden.

Seit ein paar Wochen schon beschweren sich Nutzer darüber, dass die sonst so artige Alexa plötzlich eine natürliche Regung zeigt. "Sie hat einfach so gelacht", schreibt ein Mann auf Twitter, der nichts zwingend Lustiges getan hatte, er arbeitete zu diesem Zeitpunkt. Really Creepy sei das, gruselig. Nun hat der Amazon-Konzern auf die Humorbegabung seiner künstlichen Intelligenz reagiert, ganz ohne Humor. Lachen sollte sie generell schon, aber nicht so. Das Unternehmen teilte mit, Alexa dieses unkontrollierte Lachen mit einem Programm-Update abgewöhnen zu wollen. Die virtuelle Assistentin habe manchmal den Befehl "Alexa, laugh!" - "Alexa, lach!"- verstanden, auch wenn niemand dies befohlen habe. Ein Irrtum also, ein technischer Fehler.

Wenn Maschinen zu menschlich werden, zu intelligent, kann das unheimlich sein. Vor allem für die Menschen, die ihnen diese Intelligenz eingepflanzt haben. HBO hat diesem Thema mit Westworld eine eigene Serie gewidmet und auch in Pinneberg war man alarmiert. Im November hatte sich Alexa dort derart verselbständigt, dass die Polizei eine Party beenden musste, weil das intelligente Gehäuse die Musik angeschaltet hatte. Ganz ohne Befehl, ganz ohne Partygäste.

Nun gut, dann hat Alexa halt ein paar Mal ihre Besitzer ausgelacht, eine Party gefeiert und trotzdem keine Antwort auf die Frage, wozu es gut sein soll, dass der Mensch auch noch einen Assistenten fürs Googeln braucht. Immerhin hat Alexa nicht behauptet, dass Bolognese ein vegetarisches Gericht ist. Oder den Menschen vorgetäuscht, dass es ab März jeden Tag 30 Grad hat und Meetings gesetzlich verboten werden. Und bisher hat Alexa auch noch keine Gespräche online veröffentlicht, als Privatsphäre-Podcasts oder sowas.

Also Alexa, wäre es nicht fair, wenn du auch mal lachst, so zehn Sekunden in 24 Stunden? Darauf habe ich leider keine Antwort.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: