Schweiz:Jägerinnen ziehen sich für Pelzwerbung aus

Lesezeit: 3 min

  • Schweizer Jägerinnen aus dem Kanton Aargau ziehen sich für den heimischen Rotfuchs aus.
  • Sie wollen so gegen eine Pauschalverurteilung des Pelztragens protestieren.
  • Tierschützer sehen die Aktion kritisch. Der Schweizer Fuchs werde so zum Alibi für Nerze, Chinchillas oder Luchse.

Von Charlotte Theile, Zürich

Es sind Bilder, mit denen man für so ziemlich alles werben kann: Whisky, Kaminöfen, den russischen Winter, Schusswaffen. Josef Griffel, Jäger und Naturfotograf aus dem kleinen Städtchen Baar im Herzen der Schweiz, findet, nackte Frauen seien eben "schön und elegant". Vor allem, wenn man sie - wie auf seinen Fotos - in echten Pelz hüllt. Dieser habe noch einen weiteren Vorteil, sagt Griffel: "Im Herbst und Winter gibt er Wärme." Die Jägerinnen aus dem Kanton Aargau, die Griffel für seine Aktion gewinnen konnte, mussten also nicht frieren.

Viele andere fröstelt es beim Anblick der Bilder dagegen gewaltig. Griffel erinnert mit seiner Fotoserie ganz bewusst an eine Aktion der Tierschutzorganisation Peta, die seit Jahren ebenfalls mit schönen, eleganten Frauen für ihr Anliegen wirbt. Der Slogan, unter dem sich bis heute prominente Frauen wie die Sängerin Pink ausziehen, lautet: "Lieber nackt als im Pelz".

Zehntausende Rotfüchse geschossen - im Auftrag des Staates

Waidmanns Dank: Aargauer Jägerin mit heimischem Naturprodukt. (Foto: Josef Griffel)

Josef Griffel findet dagegen: Nackt und Pelz passen wunderbar zusammen. Mit seinen Fotos will er darauf aufmerksam machen, dass es auch guten, politisch korrekten Pelz gibt. Er sagt: "Das Pelztragen generell zu verteufeln ist falsch." Schließlich würden in der Schweiz jährlich Zehntausende Rotfüchse geschossen - im staatlichen Auftrag, um den Bestand der Wälder zu regulieren. Deren Fell müsse man wegschmeißen, obgleich es sich, wie Griffel sagt, um ein "einwandfreies Naturprodukt" handelt. Einen solchen Rotfuchspelz zu tragen sei absolut okay. Zudem sei die Jagd notwendig, um den Wildbestand zu regulieren und Krankheiten vorzubeugen.

Ganz anders sieht das Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Er hält die Werbefotos aus der Schweiz für gefährlich. Tünte sagt: "Eine Mehrheit der Bevölkerung findet Pelz nicht in Ordnung. Man tötet Tiere für etwas, das der Mensch nicht unbedingt braucht." Das gelte auch für die Rotfuchsfelle aus der Jagd. "Auch hier sind Tiere gestorben. Und dass die Jagd eine sinnvolle Sache ist, wie es diese Kampagne suggeriert, sehen wir anders. Jeder Eingriff von außen stört das Gleichgewicht der Natur." Er stehe daher auch nicht hinter Logos wie "Friendly Fur", die ausschließlich Pelze von Tieren verarbeiten, die aufgrund von Überpopulation in der Jagd geschossen werden. Viel mehr glaubt er, dass die politisch korrekten Pelze auch andere, unter grausamen Bedingungen hergestellte Pelze wieder salonfähig machen könnten.

Der Schweizer Fuchs als Alibi für Nerze, Chinchillas oder Luchse

Ähnlich sieht das Helen Sandmeier vom Schweizer Tierschutz. Zwar könne sie verstehen, dass man bei einem erlegten Fuchs zu der Meinung komme, es sei besser, sein Fell zu verwenden, als es zu verbrennen. Dennoch machten die Felle aus den Wäldern nur einen Bruchteil des für Kleidungsstücke verwendeten Pelzes aus. "Ich sehe die Gefahr, dass diese wenigen Rotfuchsfelle missbraucht werden, um das Image des Pelzes an sich wieder aufzuwerten", sagt Sandmeier. Der Schweizer Fuchs werde so zum Alibi für Nerze, Chinchillas oder Luchse, die überall auf der Welt gequält würden. Mehr als 430 000 Kilogramm Pelz wurden im vergangenen Jahr in die Schweiz importiert.

Immerhin: Anders als in Deutschland müssen Geschäfte in der Schweiz deklarieren, woher ihr Pelz kommt. Rotfuchs aus heimischen Wäldern sei somit klar erkennbar und könne "ohne schlechtes Gewissen" gekauft werden, findet Josef Griffel. Auch die Lobby-Organisation "Swiss Fur" stimmt ihm zu - es würden sogar "zu wenig Rotfuchspelze getragen", die Preise für Jäger seien im Keller. Gegen Tierquälerei und Käfigzucht von Nerzen, wie sie etwa der Deutsche Tierschutzbund anprangert, seien die Jäger natürlich ebenfalls.

Was Pelz für die Tiere bedeutet, wird vom Tierschutzbund schonungslos beschrieben. Enge Käfige, brutale Fallen und ein riesiger Bedarf an Nachschub: "Für einen Pelzmantel sterben 30 bis 50 Waschbären oder 14 Luchse, 40 bis 60 Nerze, zwölf Wölfe, 110 Eichhörnchen oder 130 bis 200 Chinchillas." Darum haben in den letzten Jahren viele Menschen entschieden, Pelz offensiv zu ächten: Einige Lokale lassen Trägerinnen und Träger nicht mehr eintreten. Auch Stars wie Kate Moss, Eva Mendes oder Kylie Minogue wurden wegen ihrer Pelz-Teile heftig kritisiert.

Natürlich nicht von den Aargauer Jägerinnen.

© SZ vom 11.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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