Schweiz:Gefangen im Hölloch

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Plötzlich von Wassermassen versperrt: Der Eingang zum Hölloch im Schweizer Muotathal. (Foto: Urs Flueeler/dpa)

Acht Menschen sitzen seit Sonntag in einer Schweizer Höhle fest. Es ist zweitgrößte Höhlensystem Europas. Und der Ausgang ist von Wassermassen versperrt.

Von Charlotte Theile, Zürich

Schon der Name klingt, als sollte man sich dorthin nicht verirren: Hölloch. Doch das Höhlensystem im Muotathal im innerschweizerischen Kanton Schwyz ist bei Touristen beliebt, eine außergewöhnliche Natur-Erfahrung, so ganz anders als alles, was man über der Erde erlebt. Immer wieder wagen sich daher Expeditionen in das zweitlängste Höhlensystem Europas. Am Sonntagmorgen machten sich sieben Urlauber in Begleitung eines Führers auf den Weg in die Unterwelt. Am Sonntagabend wollten sie zurück sein. Doch daraus wurde nichts.

Die massiven Regenfälle, die derzeit in der Schweiz für Erdrutsche und Verkehrschaos sorgen, lösten einen Wasserbruch aus und schnitten die Urlauber vom Rückweg ab. Die Nacht auf Montag verbrachten die acht Männer in einem Biwak, einem Zelt also, das für diese Zwecke im Hölloch aufgestellt wurde. Am Montag erklärten Polizei und Retter in einer eilig abgehaltenen Pressekonferenz, die nächsten 48 Stunden würden die Männer noch in der Höhle verbringen müssen, was danach sei, bestimme der Regen. "Das Wetter ist halt jetzt der Chef" sagte Peter Draganitis vom Tour-Veranstalter Trekking.ch.

Am Sonntagabend hatten sich vier Rettungskräfte zu den Eingeschlossenen vorgearbeitet und psychologische Hilfe geleistet. Mit nach draußen nehmen konnten sie jedoch niemanden: Der einzig passierbare Weg ist nur für speziell ausgebildete Kräfte zugänglich. Die Touristen dagegen müssen warten, bis das Wasser abgeflossen ist - und dann "selber hinauslaufen."

Polizei und Hilfskräfte betonten, dass sich die Expedition in Sicherheit befinde, das Zelt sei gut ausgestattet, verfüge über gepolsterte Sessel und Kartenspiele, man könne Kaffee kochen und kleine Touren durch das 203 Kilometer lange Höhlensystem unternehmen. Franz Auf der Mauer von der schweizerischen Höhlenrettung beschrieb das Leben im Biwak als "schön". Die Männer seien gesund und ausreichend mit Nahrung versorgt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen im Hölloch festsitzen: Im Jahr 1958 etwa war eine Gruppe Forscher über die Weihnachtstage dort eingeschlossen. Und auch der Name für das unterirdische System lässt auf durchaus unangenehme Erfahrungen schließen: Die Bewohner des Muotathals sprechen vom "Helloch" - und Hell beschreibt einen abgelegenen, schauerhaften Ort.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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